Organisation & Management

Zeitarbeit in Deutschland: Vor- und Nachteile abwägen

Über Dienst­leis­ter für Zeit­ar­beit las­sen sich drin­gend be­nö­tig­te Fach­kräf­te fin­den. Doch die Vor- und Nach­tei­le gilt es gut ab­zu­wä­gen. Wer die­ses In­stru­ment nut­zen will, soll­te vor Ver­trags­schluss stets die Rechts­an­walts- und Steu­er­be­ra­tungs­kanz­lei kon­sultieren.

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Krankheit, Elternzeit, Pflegezeit – immer wieder fallen Beschäftigte vorübergehend aus, teils quasi über Nacht. Manche fehlen zu lange, als dass Kolleginnen oder Kollegen einspringen könnten. Aber zu kurz, als dass sich eine befristete Neueinstellung mit Stellenausschreibung, Bewerbungsgespräch und Einarbeitung lohnen würde. In Deutschland überbrücken dann Unternehmen quer durch alle Branchen ihre kurz- oder mittelfristigen Personalengpässe oft mithilfe von Zeitarbeit. Über Zeitarbeit kommen auch Fachkräfte befristet in die Industrie, Dienstleistungsbetriebe oder das Handwerk – gewerblich Tätige, kaufmännische Angestellte oder Akademikerinnen und Akademiker. Gesetze und Tarifverträge regeln viele Details, etwa zum Ablauf der Zeitarbeit. Auch für das Gehalt sowie die Rechte zeitweise Beschäftigter, etwa in Sachen Gleichbehandlung mit der Stammbelegschaft, existieren enge Vorgaben – trotzdem ist Zeitarbeit bei vielen Unternehmen sehr beliebt, denn sie erhöht die Flexibilität. Welche Vor- und Nachteile die Zeitarbeit bietet, etwa mit Blick auf Steuern und Bilanzstruktur oder arbeitsrechtlich, sollte die Steuerberatungs- und Rechtsanwaltskanzlei individuell prüfen.

Zeitarbeit in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten zu

Der Ablauf – so funktioniert Zeitarbeit in der Praxis

Diese Rechte regelt das Gesetz für Zeitarbeit in Deutschland

Vor- und Nachteile der Zeitarbeit in Deutschland abwägen

Darauf ist bei der Wahl der Dienstleister zu achten

Das kennzeichnet Verträge über Zeitarbeit in Deutschland

Ganz wichtig: Zeitarbeit heißt gleiche Rechte beim Gehalt

Zeitarbeit darf Rechte des Stammpersonals nicht umgehen

Zeitarbeit hat Vor- und Nachteile bei der Flexibilität

In Deutschland haben auch die Kunden bei Zeitarbeit Pflichten

Zeitarbeit hat Folgen rund um Bilanz und Steuern

Fachkräfte lassen sich über Zeitarbeit rekrutieren

Grafik zeigt den Anteil der Beschäftigten in Deutschland in Zeitarbeit

Zeitarbeit in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten zu

Die Leih- und Zeitarbeit in Deutschland boomt. 1985 waren 42.000 Beschäftigte in zeitlich befristeten, von Zeitarbeitsfirmen vermittelten, Arbeitsverhältnissen. Im Jahr 2000 waren es schon über 300.000 – Tendenz seither stetig steigend bis auf Spitzenwerte von über einer Million in den Jahren 2017 und 2018. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) bestanden 2021 rund 918.000 Beschäftigungsverhältnisse in Zeitarbeit. Ihr Anteil an der Gesamtbeschäftigung lag damit bei 2,1 Prozent. Auch wenn ein großer Teil der Zeitarbeit gewerblich geprägt ist oder im Dienstleistungssektor stattfindet – Unternehmen fast aller Branchen setzen darauf. Im kaufmännischen Bereich und der IT-Branche beschäftigen viele Betriebe ebenfalls zunehmend Akademikerinnen und Akademiker in Zeitarbeit. Selbst das Handwerk findet Fachkräfte oft über Personalvermittlungen und Zeitarbeit. Auch wenn gerade mit Blick auf das Gehalt der Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter, ihre Rechte sowie den Ablauf der Zeitarbeit manche Vorgaben zu beachten sind, spricht für viele Unternehmen die Abwägung der Vor- und Nachteile für die Zeitarbeit.

Der Ablauf – so funktioniert Zeitarbeit in der Praxis

Zeitarbeit – auch Leiharbeit, Personalleasing oder Arbeitnehmerüberlassung genannt – ist vom Ablauf her einfach. Ein Unternehmen schließt einen Vertrag mit einem Personaldienstleister. Dieser vermittelt aus seinem Beschäftigten-Pool passende Arbeitskräfte. Zum vereinbarten Stundensatz verleiht der Dienstleister die bei ihm Festangestellten für eine befristete Dauer von Tagen, Wochen oder Monaten an seine Kunden. Die Anstellung beim Zeitarbeitsbetrieb bleibt während des Einsatzes bestehen. Dabei zahlt der Personaldienstleister für seine Fachkräfte, die er in Zeitarbeit anderen Unternehmen überlässt, das Gehalt sowie Steuern und Sozialabgaben. Der Entleihbetrieb wiederum überweist dem Personaldienstleister dafür ein oft als Verrechnungssatz bezeichnetes Honorar – in der Regel das Doppelte des Gehaltsstundensatzes für den Zeitarbeiter oder die Zeitarbeiterin. Tarifverträge sowie das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz haben die Rechte von Beschäftigten in Zeitarbeit – sei es im Handwerk oder anderen Branchen – gestärkt und schreiben Mindeststandards beim Gehalt sowie der Gleichbehandlung mit der Stammbelegschaft in Deutschland vor. Deshalb sollten Unternehmen mit Interesse an Zeitarbeit die Vor- und Nachteile prüfen.

Diese Rechte regelt das Gesetz für Zeitarbeit in Deutschland

Längst hat die Zeitarbeit in Deutschland ihr früheres Schmuddelimage abgestreift. Vermittelt werden nicht länger – wie in den 70ern – überwiegend gewerbliche Hilfskräfte. Häufig ist Zeitarbeit für gut ausgebildete Fachkräfte in verschiedensten Branchen oder im Handwerk der Einstieg beziehungsweise Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Das seit 2017 geltende Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) regelt den Ablauf der Zeitarbeit und gewährt Beschäftigten weitgehende Rechte etwa bei Gehalt und Arbeitsbedingungen. Nach 18 Monaten folgt bei der Zeitarbeit laut Gesetz gemäß §1 Abs.1b AÜG die Festanstellung – außer, die Tätigkeit wird per Vertragsbeendigung für mindestens drei Monate und einen Tag unterbrochen. Abweichungen sind bei Zeitarbeit nur aufgrund von Regelungen in einem Branchentarifvertrag erlaubt – davon gibt es in Deutschland mehrere. Die Bestimmungen zum Mindestlohn gelten ebenfalls. Der seit März 2020 für Zeitarbeitskräfte erleichterte Zugang zur Kurzarbeit wurde mehrfach verlängert – erst kürzlich wieder bis Ende Juni 2023.

Vor- und Nachteile der Zeitarbeit in Deutschland abwägen

Meistens senken Unternehmen durch den Einsatz von Personal in Zeitarbeit ihre Kosten und können besser kalkulieren. Manchmal ist Zeitarbeit der beste Weg, um schnell vorübergehend fehlende Fachkräfte zu ersetzen. Aus Arbeitgebersicht spricht nach Abwägung der Vor- und Nachteile von Zeitarbeit in Deutschland in den meisten Branchen und auch im Handwerk meistens viel für dieses Instrument. Das Gehalt und die Lohnnebenkosten sowie die Ausfallkosten etwa durch Krankheit, Urlaub oder Eltern- oder Pflegezeit trägt der Verleiher als eigentlicher Arbeitgeber von Zeitarbeitskräften. Kosten entstehen bei Zeitarbeit nur für die tatsächlich verrichtete Arbeit. Setzt das entleihende Unternehmen beispielsweise Betriebsferien fest, muss es seine Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer in diesem Zeitraum nicht bezahlen.

Darauf ist bei der Wahl der Dienstleister zu achten

Beschäftigten in Zeitarbeit hat das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz in Deutschland generell mehr Rechte gegeben und regelt darüber hinaus vor allem die Zusammenarbeit zwischen Zeitarbeitsunternehmen und Behörden – dies ist beim Abwägen der Vor- und Nachteile stets zu bedenken. Der Verleiher braucht eine Erlaubnis gemäß AÜG von der zuständigen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA). Sie ist zunächst befristet und gilt erst nach dreimaliger Verlängerung unbefristet. Die Behörde kontrolliert, ob der Verleiher alle Vorschriften einhält. Ist dies nicht der Fall, kann sie die Erlaubnis entziehen. Darum sollten sich Kundinnen und Kunden diese Genehmigung vom Verleiher nicht nur einmal zeigen lassen, sondern sich zusätzlich anwaltlich beraten lassen, welche vertraglichen Auskunftsansprüche unbedingt in den Vertrag gehören. Fehlt dem Dienstleister die Genehmigung, könnte nämlich unerwartet eine Festanstellung für eigentlich als Zeitarbeitskräfte eingesetzten Personen zustande kommen. Bei ihrer Rechtsanwaltskanzlei sollten sich deshalb an Zeitarbeit interessierte Firmenchefinnen oder Firmenchefs eingehend über die richtige Auswahl solcher Geschäftspartner informieren.

Generell gilt: Bei der Entscheidung für oder gegen einen Dienstleister aus der Zeitarbeitsbranche sagt der Bekanntheitsgrad nicht alles. Gerade kleinere, jüngere und auf bestimmte Branchen oder Einsatzbereiche wie etwa IT, Pflege und Handwerk spezialisierte Personaldienstleister können trotz geringem Bekanntheitsgrad bei Zeitarbeit für Unternehmen interessant sein.

Das kennzeichnet Verträge über Zeitarbeit in Deutschland

Neben der Auswahl des Dienstleisters ist auch der Vertrag über Zeitarbeit ein besonderes Thema. Das beginnt schon damit, dass ein Vertrag über Zeitarbeit nicht zu verwechseln ist mit einem Zeitvertrag – der bezeichnet nämlich ein befristetes Beschäftigungsverhältnis. Zeitarbeitsbeschäftigte dagegen sind meistens fest und unbefristet angestellt, aber eben beim Personaldienstleister. Zeitlich begrenzt ist nur ihr Einsatz im Entleihbetrieb. Das entleihende Unternehmen schließt mit dem Dienstleister für Zeitarbeit einen Arbeitnehmerüberlassungs- beziehungsweise Personalservicevertrag. Für den Entleihbetrieb – also den Kunden – gelten Personen in Zeitarbeit als Beschäftigte einer sogenannten Fremdfirma, die im eigenen Betrieb tätig sind. Der Entleihbetrieb ist zwar nicht Arbeitgeber, kontrolliert aber die Arbeitsqualität, legt die Arbeitszeiten fest, dokumentiert sie und gliedert die Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter in den Betrieb ein. Nicht zu verwechseln sind Personalüberlassungsverträge über Einsätze in Zeitarbeit auch mit Werkverträgen oder Pflichten nach Dienstverträgen.

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In Verträgen für Zeitarbeit lauern Fallen

Verträge über Zeitarbeit in Deutschland sind nicht nur speziell, sie stecken voller Fallen rund um Themen wie Überlassungshöchstdauer, Kettenverträge oder Gehalt – dies ist beim Abwägen der Vor- und Nachteile zu bedenken. Bevor Unternehmerinnen und Unternehmer sich für Zeitarbeit entscheiden, sollten sie das Thema mit ihrem Anwalt oder ihrer Anwältin besprechen. Es gilt, auf alle aktuell geltenden Details zu achten, um nicht ungewollt einen regulären Arbeitsvertrag zu schließen. Das kann beispielsweise passieren, wenn der verleihende Betrieb keine Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis besitzt. Oder laut AÜG auch, wenn ein als Zeitarbeit gedachter Vertrag zwischen verleihendem und entleihendem Betrieb nicht ausdrücklich als Arbeitnehmerüberlassung bezeichnet wird und die Person, um die es geht, nicht vor der Überlassung konkret benannt wurde. Darauf ist deshalb auch bei kurzfristigen zusätzlichen Überlassungen zu achten. Oder wenn die eigentlich eingesetzte Zeitarbeitskraft mal vertreten wird. Das Gesetz sieht die konkrete Benennung der in Zeitarbeit eingesetzten Kraft ausdrücklich vor.

Außerdem muss jeder Vertrag über Zeitarbeit in Deutschland schriftlich den Beginn der Zeitarbeit festhalten. In manchen Branchen wie etwa der Baubranche gelten zusätzlich weitere Einschränkungen für die Zeitarbeit. Verstöße gegen die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Zeitarbeit in Deutschland können mit Bußgeldern von bis zu 30.000 Euro geahndet werden. Doch die Vorgaben erlauben in der konkreten Ausgestaltung einigen Spielraum für Interpretationen. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten mit ihrer Anwältin oder ihrem Anwalt alle rechtlichen und vertraglichen Fragen im Detail und regelmäßig besprechen.

Ganz wichtig: Zeitarbeit heißt gleiche Rechte beim Gehalt

Für Beschäftigte in Zeitarbeit gelten in Deutschland bei der Überlassung an den Entleihbetrieb die gleichen Rechte wie für das Stammpersonal – auf gleiches Gehalt („equal pay“) und gleiche Behandlung („equal treatment“). Das regelt §8 Abs.1 AÜG. Ob für Fachkräfte in Zeitarbeit dieser Gleichstellungsgrundsatz befolgt wird, lässt sich einfach gesagt daran erkennen, dass der oder die Beschäftigte in Zeitarbeit das gleiche Gehalt und vergleichbare Bedingungen erhält, wie vergleichbare Beschäftigte im Entleihbetrieb oder daran, dass sich das Entgelt am für die Einsatzbranche ausgehandelten Tarif orientiert. Abweichungen vom Gleichstellungsgrundsatz zu Ungunsten der Zeitarbeitskräfte sind jedoch zulässig, wenn der Verleihbetrieb die Beschäftigten nach einem Tarifvertrag bezahlt. Anerkannte Tarifverträge vereinbart und aktualisiert der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Welche Mindestlöhne für ihre Branche oder ihr Handwerk an in Zeitarbeit überlassenes Personal zu zahlen sind und damit, welche Preisforderungen von Dienstleister angemessen wären, sollten Unternehmen mit der Rechtsanwalts- oder Steuerberatungskanzlei klären.

Außerdem ist zu prüfen, wieweit sich die vom Arbeitnehmerüberlassungsgesetz geforderte Gleichstellung von Beschäftigten in Zeitarbeit auf freiwillige Extras zum Gehalt bezieht und was sich in Geld ausgleichen lässt. Auch mit Blick auf betriebliche Angebote wie Gesundheitssport, mobile Nackenmassage für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder etwa Impfungen durch den Betriebsarzt oder die Betriebsärztin sollten Unternehmerinnen und Unternehmer klären, was sinnvoll ist.

Zeitarbeit darf Rechte des Stammpersonals nicht umgehen

Auch Personalangelegenheiten und Rechte des Stammpersonals können sich auf den Einsatz von Beschäftigten in Zeitarbeit auswirken. So darf der Entleihbetrieb etwa Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter nicht für Tätigkeiten einsetzen, die regulär im Unternehmen beschäftigtes Personal aktuell bestreikt. Das soll verhindern, mithilfe von Zeitarbeit einen Streik zu umgehen. Davon sind aber nicht alle Tätigkeiten betroffen – Rücksprache mit dem Anwalt oder der Anwältin ist also auch hierzu ratsam.

Zeitarbeit hat Vor- und Nachteile bei der Flexibilität

Wer die Vor- und Nachteile der Zeitarbeit in Deutschland abwägen will, muss auch ihre Einschränkungen der Flexibilität berücksichtigen. Zeitarbeit macht die Kosten für Fachkräfte zwar kalkulierbarer und sie lässt sich zur langfristig kostengünstigen Mitarbeitergewinnung nutzen. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten Zeitarbeit nicht als quasi risikolose und unverbindliche verlängerte Probezeit betrachten, um herauszufinden, wer sein oder ihr Gehalt wert ist und zum Unternehmen passt.

Zeitarbeit schränkt die Rechte des Entleihbetriebs als Arbeitgeber ein – nämlich auf betriebsbedingte Kündigungen in der Stammbelegschaft. Bevor Arbeitgeber solche Kündigungen aussprechen dürfen, müssen sie erst Leihpersonal entlassen, urteilte das Landesarbeitsgericht Köln. (Az:5Sa14/20 und Az:5Sa295/20). In zwei Fällen hatte ein Autozulieferer betriebsbedingt Festangestellten gekündigt und einen Personalüberhang als Begründung genannt, weil ein Auftraggeber seine Autoproduktion zurückgefahren hatte. Die Gekündigten wehrten sich und verwiesen auf die regelmäßig eingesetzten sechs Leiharbeitnehmer im Betrieb. Das LAG Köln erklärte die betriebsbedingten Kündigungen für unwirksam. Arbeitsplätze von Leiharbeitnehmern seien als freie Arbeitsplätze anzusehen, urteilten sie.

Generell unzulässig ist nach dem Kündigungsschutzgesetz (KschG) außerdem eine sogenannte Austauschkündigung – also solche gilt eine Entlassung von Festangestellten, um sie gegen Personen in Zeitarbeit auszutauschen. Nutzen Unternehmerinnen oder Unternehmer also Zeitarbeitskräfte, sollten sie auch vor dem Hintergrund der Zeitarbeit im Betrieb mit ihrer Anwaltskanzlei über alle geplanten Kündigungen sprechen.

Mehr zum Kündigungsschutz in Kleinbetrieben liefert dieses Video.

In Deutschland haben auch die Kunden bei Zeitarbeit Pflichten

Haben sich Unternehmen grundsätzlich für Zeitarbeit als Instrument für den Einsatz bestimmter Fachkräfte entschieden sowie die Vertragsangelegenheiten in Absprache mit der Rechtsanwaltskanzlei und dem Dienstleister geregelt, sollten sie sich als nächstes erklären lassen, welche weiteren Pflichten damit verbunden sind. Für Zeitarbeit gelten in Deutschland Vorgaben – und damit oft auch Rechte der Beschäftigen – etwa rund um Themen wie die Arbeitszeiterfassung oder die Zusammenarbeit mit Unfallversicherungsträgern. Über bestehende Verträge sollten sich Unternehmen von der Rechtsanwaltskanzlei ebenfalls laufend auf den aktuellen Stand bringen lassen. Sonst entgehen ihnen womöglich Neuerungen. Etwa die seit Anfang 2021 geltenden zusätzlichen Vorgaben, die das Arbeitsschutzkontrollgesetz für Leiharbeitskräfte bei Unternehmen der Fleischwirtschaft in Deutschland macht, und die auch Zeitarbeit in anderen Branchen betreffen.

Hörbar Steuern – der DATEV-Podcast
Folge #127: Arbeitszeiterfassung: Pause oder was?

Nachdem das Bundesarbeitsgericht 2022 entschieden hat, dass Arbeitgeber den Beginn und die Dauer der täglichen Arbeitszeit sowie auch die Pausenzeiten aufzeichnen müssen, stellt sich nun die Frage, was das genau heißt. Darum geht es in Folge #127: Arbeitszeiterfassung: Pause oder was? von Hörbar Steuern – der DATEV-Podcast.

Zeitarbeit hat Folgen rund um Bilanz und Steuern

Für die Bilanzierer unter den Entleihbetrieben ist mit Blick auf Vor- und Nachteile der Zeitarbeit interessant, dass sie an den Dienstleister gezahlte Honorare für Beschäftigte in Zeitarbeit nicht als Personalkosten verbuchen. Schließlich überweist das Unternehmen selbst kein Gehalt an einzelne Personen, sondern eine Leihgebühr für ihre Arbeitsleistung an den Verleiher. Der wiederum unterhält das Anstellungsverhältnis mit den betreffenden Personen, die Voraussetzung für eine Gehaltszahlung, und schuldet ihnen ihr Gehalt. Entleiher verbuchen die an die Personalleasinggesellschaft gezahlten Beträge für Zeitarbeit stattdessen als Sachkosten. Das wirkt sich unter Umständen mit Blick auf bilanzielle Richtgrößen durch verbesserte Bonität und bessere Finanzierungsbedingungen positiv aus.

Aber in Branchen wie etwa der Kranken- oder Altenpflege sind überraschend gegenteilige Effekte zu beobachten. Anders als in anderen Branchen oder im Handwerk üblich, genießen Pflegebeschäftigte in Zeitarbeit oft bessere Bedingungen. Mehr Gehalt und mehr Rechte etwa auf Arbeit ohne Schichtdienste sind üblich. In Kombination mit dem Druck, Schichten durch Zeitarbeitskräfte besetzen zu müssen, kann Zeitarbeit daher zuweilen nicht nur bilanziell entlasten, sondern auch eine wirtschaftliche Schieflage verschärfen. Das zeigt beispielsweise die Insolvenz eines großen Pflegeheimbetreibers. Das ist ein wichtiger Grund, sich noch mehr Gedanken um die Mitarbeitermotivation zu machen. Was genau zu beachten ist und wie die Auswirkungen der Zeitarbeit bei Steuern und Finanzen im Detail sind, sollten Unternehmerinnen und Unternehmer mit der Steuerberatungskanzlei klären – und ebenso im Auge behalten wie rechtliche Anpassungen während der Vertragslaufzeit. Am besten wägen sie die finanziellen Vor- und Nachteile der Zeitarbeit nicht nur vor dem Vertragsabschluss mit Steuerfachleuten ab, sondern auch währenddessen.

Fachkräfte lassen sich über Zeitarbeit rekrutieren

Entgegen weiter kursierender Vorurteile sind viele über Zeitarbeit verfügbare Fachkräfte nicht automatisch schlechter ausgebildet als das eigene Stammpersonal. Gerade wer von spezialisierten Personaldienstleistern kommt, ist oft auf dem aktuellen Stand der fachlichen Qualifikation. Häufig profitieren Entleihbetriebe nicht nur vom meistens großen Mitarbeiter-Pool der Zeitarbeitsgesellschaft mit unterschiedlichsten Qualifikationen aus verschiedensten Berufsgruppen oder Spezialbereichen. Sie bekommen so auch einen Zugriff auf Personen, die schon in anderen Unternehmen viel gesehen und gelernt haben. Das gilt es bei den möglichen Vor- und Nachteilen der Zeitarbeit ebenfalls zu bedenken. Regelmäßig ist zu hören, dass diese Fachkräfte Impulse und Ideen aus anderen Betrieben und sogar Branchen einbringen, die sie in Zeitarbeit kennengelernt haben. Unternehmen können sich über Zeitarbeit in Deutschland durchaus Top-Leute ins Haus holen, ohne sie langwierig suchen und auswählen zu müssen. Die kosten- und personalintensive Suche und Auswahl hat der Personaldienstleister bereits erledigt, ebenso Vorverhandlungen über das Gehalt.

Stellenanzeigen, Vorstellungsgespräche und aufwändige Assessment-Center fallen weg. So wie Fachkräfte sich Einblick in diverse Unternehmen verschaffen, können Unternehmen dank Zeitarbeit prüfen, ob Betrieb und Fachkraft zueinander passen. Statt der gesetzlichen Probezeit lassen sich die laut §1 Abs.1b (AÜG) bis zu 18 Monate Vertragslaufzeit in Zeitarbeit nutzen. In denen können Unternehmen und potenzielle Festangestellte sich intensiv kennenlernen und dann voller Überzeugung einen festen Vertrag abschließen. Das können Betriebe auch strategisch nutzen, um ihren Talentpool auszubauen – und nicht nur zur Überbrückung ganz konkreter personeller Notlagen. Gerade für kleine Unternehmen ist Zeitarbeit so eine Möglichkeit, elegant Know-how in Form neuer festangestellter Fachkräfte zu gewinnen.

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Midia Nuri

ist Wirtschaftsjournalistin. Sie schreibt vor allem über nutzwertige Unternehmerthemen rund um Betriebsführung oder auch Finanzielles und Steuerliches für verschiedene Branchenzeitschriften, wie etwa den kfz-Betrieb, Die Fleischerei, Der Freie Zahnarzt, Fahrzeug + Karosserie oder auch etwa Das Dachdeckerhandwerk. Außerdem ist sie Chefredakteurin eines Newsletters von BWRMed!a zum Thema Steuern und Bilanzierung. Zu Steuer- und Finanzthemen bloggt und twittert sie derzeit sporadisch unter lady-godiva-blog.de und twitter.com/LadyGodivaBlog.

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