Der Fachkräftmangel steht nicht nur bei der Politik, sondern auch bei vielen Unternehmen ganz oben auf der Liste der Topthemen. Für sie ist es deshalb eine gute Nachricht, dass mit den Ende der meisten durch die Corona-Pandemie erforderlichen Kontaktbeschränkungen wieder ein wertvolles Instrument des Personalmarketings voll zum Einsatz kommen kann. Am 27. April findet der Girls‘ Day und Boys‘ Day 2023 statt. Er soll Schülerinnen und Schüler motivieren, sich vorurteilsfrei mit Berufen zu beschäftigen, die lange als reine Männer- oder Frauendomänen galten. Idealerweise entscheiden sich danach Mädchen beispielsweise für eine Ausbildung als Mechatronikerin – und Jungen werden etwa Kindergärtner.
Am Girls‘ Day und Boys‘ Day erhalten Jugendliche neue Einblicke
Einigen wenigen Traditionalisten dürfte der Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day auch 2023 als Versuch der Gleichmacherei von Mädchen und Jungen gelten – also quasi „Genderwahn“. Tatsächlich dient er nicht nur dazu, jungen Leuten tiefere Einblicke in Berufsbilder zu verschaffen, die ihnen bislang weitgehend unbekannt waren – was einigen eine unerwartete Karriereperspektive eröffnet. Viele Unternehmen betrachten den Girls‘ Day und Boys‘ Day inzwischen als probates Mittel, um einem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Denn was bringt das beste Assessment Center oder modernste Talent Management, wenn man nicht zuvor jemanden für die Branche interessiert? Selbst für kleine Betriebe gehört deshalb zu einer durchdachten Personalstrategie, nicht nur Auszubildende im Unternehmen gezielt zu fördern. Sondern frühzeitig potenzielle Nachwuchskräfte für Berufsbilder im eigenen Wirtschaftsbereich zu begeistern, beispielsweise durch Praktika für Schülerinnen und Schüler. Kontakte dafür lassen sich unter anderem auch am Girls‘ Day und Boys‘ Day knüpfen – wer danach ein Praktikum antritt, hat es oft viel bewusster ausgewählt.
Girls‘ Day 2023 soll Mädchen etwa für Technologie interessieren
Ein wesentlicher Aspekt zur Einordnung des Girls‘ Day 2023 und Boys‘ Day 2023 ist, dass Frauen einen geringeren Digital-Index als Männer erreichen. Auf einer 100-Punkte-Skala beträgt laut Studie „Digital Gender Gap“ der Initiative D21 ihr durchschnittlicher Digitalisierungswert 51, bei Männern 61. Durch alle Altersklassen haben Mädchen und Frauen bei Interessen, Kompetenzen und Wissensaneignung mit Blick auf digitale Technologien geringere Werte. Selbst die Einschätzung ihrer Fertigkeiten zum Bedienen von Office-Anwendungen bleibt unter den Werten der Jungen und Männer. „Dabei bringt mehr Diversität in den Entwicklungsteams für digitale Werkzeuge und Anwendungen mehr Nutzen für vielfältige gesellschaftliche Gruppen und mehr an Qualität in den Ergebnissen“, so Professorin Barbara Schwarze, Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit. Wollen Unternehmen die Chancen der Digitalisierung umfassend nutzen, sollten sie das Potenzial der Frauen nutzen, deren digitalen Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern und ein Plus an Kreativität und Kompetenz gewinnen – beginnend schon mit Informationsangeboten oder Praxiserfahrungen am Girls‘ Day.
Boys‘ Day 2023 soll Jungen etwa über Pflegeberufe informieren
Am Girls‘ Day 2023 und Boys‘ Day 2023 geht es nicht nur darum, Mädchen über Digitalisierung und technische Berufe zu informieren. Ebenso sollen Jungen mehr über vermeintliche Frauenberufe erfahren, etwa in Erziehung und Pflege. Denn auch hier beklagen viele Betriebe seit Jahren einen massiven Fachkräftemangel. Deshalb ist es naheliegend, am Boys‘ Day über berufliche Perspektiven in solchen Bereichen aufzuklären. Den Sinn dieser Aktion bestätigen Studien, die mit Geschlechterklischees aufräumen. Laut einer Auswertung des Ausbildungsreports 2019 des Deutschen Gewerkschaftsbundes für das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit bewerten junge Männer in einer Ausbildung in weiblich dominierten Berufen sie im Vergleich zu den weiblichen Mitauszubildenden positiver. Junge Männer sind zu 69 Prozent zufrieden, junge Frauen lediglich zu 62 Prozent. Es geht darum, dass stärker die Talente und Interessen junger Menschen ihre Berufsentscheidung bestimmen – nicht das Geschlecht. Von der damit verbundenen größeren Zufriedenheit dürften die Arbeitgeber durch mehr Engagement und Leistung profitieren.
2023 bevorzugt wieder Präsenzveranstaltungen anbieten
Der Girls‘ Day und Boys‘ Day kann 2023 wieder weitgehend so stattfinden wie vor der Pandemie. Zwar dürften sich für manche Veranstaltungen auch künftig die während der Corona-Beschränkungen erprobten digitalen Formate eignen. Unternehmerinnen und Unternehmer können ihre Betriebe in Videokonferenzen vorstellen, virtuelle Rundgänge anbieten oder ähnliche Möglichkeiten nutzen, die sich in den vergangenen Jahren bewährt haben. Aber generell sind Präsenzveranstaltungen natürlich sinnvoller als virtuelle, denn direkt vor Ort können junge Leute einen Beruf viel besser verstehen als nur via Bildschirm. Deshalb sollten Unternehmen am Girls‘ Day und Boys‘ Day 2023 ihre Büros oder Produktionshallen möglichst wieder zugänglich machen wie vor der Pandemie. Wichtig ist, dass Unternehmen jetzt rasch alle Optionen prüfen, um noch teilnehmen zu können.
Infos im Internet nutzen, aber auch Anwaltskanzlei einschalten
Unterstützung bei der Planung des Girls‘ Day 2023 oder Boys‘ Day 2023 gibt es auf den offiziellen Webseiten oder auch bei Wirtschaftskammern. Hier finden sich unter anderem Tipps zur Vorbereitung oder Unterrichtsmaterialien sowie Informationen dazu, was typische Mädchen- oder Jungen-Berufe sind und was man gegen diese Vorurteile tun kann. Wichtig für Unternehmen ist außerdem der Überblick über den Rechts- und Versicherungsrahmen. Einige wesentliche Aspekte adressieren die offiziellen Webseiten. Es kann aber nie schaden, bei der Planung eines Girls‘ Day oder Boys‘ Day auch Rücksprache mit der Anwaltskanzlei halten. Die Fachleute dort können spezifische Fragen klären und so noch mehr Sicherheit geben.
Versicherungsfragen zu Girls‘ Day und Boys‘ Day 2023 klären
Diese Punkte sollten Unternehmerinnen und Unternehmer beim Planen eines Girls‘ Day 2023 oder Boys‘ Day 2023 unbedingt beachten:
- Versicherung bei Onlineveranstaltungen. Wer zu Hause an digitalen Angeboten teilnimmt, ist grundsätzlich über die eigenen Familienversicherungen versichert. In manchen Bundesländern kann die Unfallversicherung der Schulen weiteren Versicherungsschutz bieten. Wer in der Schule am digitalen Angebot teilnimmt, ist über die gesetzliche Unfallversicherung der Schule versichert.
- Versicherung bei Präsenzangeboten. Gilt die Veranstaltung als Schulveranstaltung, greift die gesetzliche Unfallversicherung über die Schule. Bei einem Unfall am Veranstaltungsort oder Wegeunfall ist das Schulsekretariat zu kontaktieren. Steht das Angebot auf der Webseite des Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day, sind die Mädchen oder Jungen zusätzlich zur Schule über eine subsidiäre Versicherung durch die bundesweite Koordinierungsstelle unfallversichert. Diese haftet, wenn es sich nicht um eine Schulveranstaltung handelt. Haftpflichtversichert sind die Jugendlichen in der Regel über ihre Familie. Steht das Angebot auf der Website des Girls‘ Day oder Boys‘ Day, genießen die Mädchen oder Jungen auf jeden Fall einen subsidiären Haftpflichtschutz. Er greift, falls keine Familienhaftpflicht existiert.
- Jugendarbeitsschutzgesetz. Beim Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day handelt es sich um ein schulisches Projekt zur Berufsorientierung. In diesem Rahmen gelten Angebote als schulisches Betriebspraktikum. Deshalb sind sie von den §§2 und 5 des Jugendarbeitsschutzgesetzes ausgenommen, die die Beschäftigung von Kindern und vollzeitschulpflichtigen Jugendlichen verbieten.
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) verstößt die Veranstaltung eines Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day, der sich ja ausdrücklich an eine spezifische Personengruppe richtet, nicht gegen das AGG. Solch ein Zukunftstag ist im Rahmen des Gleichstellungsgesetzes eine geeignete und zulässige Maßnahme, um eine bestimmte Personengruppe anzusprechen.
- Sanitäre Anlagen. Getrennte Toiletten für Männer und Frauen sind nicht zwingend vorgeschrieben. Es reicht aus, wenn die getrennte Nutzung ermöglicht wird. Selbst eine Toilette genügt, solange sie sich durch Abschließen getrennt nutzen lässt.
Mehr Absicherung durch Angebote über offizielle Webseite
Eine wichtige Frage ist natürlich auch, wie Unternehmen die Mädchen und/oder Jungen für ihre Branche und für sich interessieren. Besonders gute Karten haben jene Betriebe, die traditionell engen Kontakt zu den Schulen der Region pflegen. Sie sind der Institution bekannt und können bestenfalls ihre Veranstaltungen gemeinsam mit dem Lehrpersonal planen. Oder zumindest das auf der Webseite des Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day verfügbare Werbematerial nutzen, um in und um Schulen auf sich aufmerksam zu machen. Wer keine Kontakte hat, kann seine Angebote oder Veranstaltungen aber auch auf dem sogenannten Radar des Girls‘ Day 2023 oder Boys‘ Day 2023 veröffentlichen. Dort haben Jugendliche die Möglichkeit zu einer regionalen Suche. Unternehmen können ihre Angebote direkt eintragen sowie etwa mit ihrem Logo versehen. Diese Eintragung ist übrigens schon aus versicherungsrechtlichen Gründen sehr empfehlenswert. Denn dann genießen Mädchen oder Jungen im Betrieb einen erweiterten Versicherungsschutz über die Bundeskoordinierungsstelle des Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day.
Auch DATEV beteiligt sich am Girls‘ Day 2023. Wer zwischen 12 und 17 Jahren alt ist und in die Welt der IT eintauchen will, kann Ausbildungs- und Studienmodelle der DATEV im IT-Bereich kennenlernen. Weitere Informationen gibt es beim Girls‘ Day 2023 – Mädchen-Zukunftstag.