Digitalisierung

E-Autos können sich auch für Un­ter­neh­men lohnen

Unterneh­men kau­fen für ih­ren Fuhr­park zu­neh­mend E-Au­tos – oder stei­gen um. För­der­mit­tel und nie­dri­ge­re War­tungs­kos­ten spre­chen da­für. Vor ei­ner Ent­schei­dung soll­ten aber die Ge­samt­kos­ten über die Ein­satz­dau­er mit der Steu­er­kanz­lei durch­ge­rech­net werden.

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Marketing-Gag oder ernstzunehmende Alternative? Mit Blick auf E-Autos stellt sich diese Frage inzwischen nicht mehr. Die Verkaufszahlen liegen höher denn je – auch gegen den allgemeinen Trend in der Branche. Vermehrt interessieren sich Unternehmen nun dafür, ihre Flotte auf E-Mobilität umzustellen oder sie zumindest um ein paar E-Autos zu ergänzen. Charme verströmen elektrisch angetriebene Fahrzeuge gleich mehrfach. Sie helfen, den CO2-Ausstoß zu minimieren und so die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung mit Blick auf die Verkehrswende zu erreichen beziehungsweise zumindest den eigenen CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Das ist mit Blick auf Corporate Social Responsibility durchaus ein Wert an sich. Auch bei einer Betrachtung der Kosten über die gesamte Betriebsdauer schneiden immer mehr E-Autos besser ab als vergleichbare Verbrenner. Wenn die Lademöglichkeiten stimmen, spricht also viel für E-Autos im Betrieb. Öffentliche Fördermittel machen die Entscheidung für strombetriebene Fahrzeuge zusätzlich wirtschaftlich. Unternehmer und Unternehmerinnen sollten das ruhig mal mit Steuerberater oder Steuerberaterin durchrechnen.

E-Autos boomen im Pandemie-Jahr 2020

Das Geschäft mit E-Autos boomt. Dies ist nicht mit der im Pandemie-Jahr kurzfristig abgesenkten Mehrwertsteuer zu erklären. Mehr als dreimal so viele Elektroautos wie im Vorjahr wurden 2020 zugelassen – nämlich 194.163. Und das, während im gleichen Zeitraum die Zahlen insgesamt um fast 20 Prozent sanken. Also ein Wachstum klar gegen den Trend in der Automobilbranche. Fachleute wie Stefan Bratzel, der Leiter des Center of Automotive Management (CAM), sprechen denn auch bereits von einer „Zeitenwende“. Dabei sind es nicht nur Privatleute, die sich E-Autos anschaffen. Auch eine zunehmend größere Zahl von Unternehmen rüstet den Fuhrpark auf Stromer um oder ergänzt ihn zumindest. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Dataforce zum Thema E-Autos in Fuhrparks steigt der Anteil der Elektrofahrzeuge mit der Größe der Unternehmensflotte – vor allem getrieben vom Interesse jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen Dienstwagen fahren. Doch auch 39 Prozent der über 400 befragten Fuhrparkverantwortlichen kann sich vorstellen, E-Transporter einzusetzen.

Grafik zeigt die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos in Deutschland laut KraftfahrzeugbundesamtWas spricht für E-Autos in der Firmenflotte?

Aber lohnen sich E-Autos im Unternehmen wirklich, oder ist ihr Einsatz letztlich doch zu umständlich? Bleiben Fahrzeuge womöglich mitten auf längeren Strecken liegen, weil sich keine Möglichkeiten zum Aufladen finden? Oder sind E-Autos zu teuer für viele der insgesamt rund gut anderthalb Millionen Unternehmensflotten diverser Größen in Deutschland? Diese Fragen stellen sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer vor der Kaufentscheidung. Interessant, wenn man sie mal andersherum stellt, wie der eine vegane Lebensweise und Klimaneutralität verfechtende, offensichtlich E-Autos gewöhnte Blogger „Graslutscher“. Er stellte sich für einen Fahrbericht mal umgekehrt die Leitfrage, ob Dieselautos wirklich schon marktreif sind und im Alltag überzeugen können. Auch mit Blick auf E-Autos liefert das durchaus erhellende Einblicke. Fachleuten zufolge gilt bei der Abwägung, ob sich E-Autos lohnen, ganz klar: Kommt drauf an. Auf die Größe des Fuhrparks, wie und wofür die Autos im Einsatz sind – und natürlich auch auf die Unternehmensphilosophie.

Zahlreiche Fördermittel machen E-Autos attraktiv

Die wahrscheinlich wichtigste Rolle für den Absatzerfolg der E-Autos spielt die recht umfangreiche und zur Jahresmitte nochmal aufgestockte staatliche Förderung. Für 255.039 Fahrzeuge ging beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vergangenes Jahr ein Antrag ein. Rund 140.000 dieser Anträge waren für Batterie-Fahrzeuge und knapp 115.000 für Plug-in-Hybride mit kombiniertem Elektro/Verbrenner-Antrieb. Für mit Wasserstoff-Brennstoffzelle betriebene Autos waren es nur 74 Anträge. Auch Unternehmen sollten die diversen Fördermittel unbedingt in ihre Wirtschaftlichkeitsrechnung einbeziehen. Bis zu 9.000 Euro Zuschuss gibt es für die Anschaffung – noch mindestens bis 2025. Auch für Leasingfahrzeuge gibt es Fördermöglichkeiten. Und über die KfW-Bank sowie Länder und Kommunen fließt zusätzlich eine Förderung etwa für sogenannte Wallboxen, also Ladestationen für zuhause. Gerade für Unternehmen interessant ist dabei: Diese allgemeinen Fördermöglichkeiten sind kombinierbar mit Förderprogrammen wie etwa

  • Sofortprogramm “Saubere Luft” BMU
  • Flottenaustauschprogramm “Sozial und Mobil” BMU
  • Förderrichtlinie Elektromobilität BMVI
  • Klimaschutzoffensive für den Mittelstand KfW
  • Wirtschaftsnahe Elektromobilität WELMO (Land Berlin)
  • Klimaschutzförderrichtlinie Unternehmen (Land Mecklenburg-Vorpommern)

Firmen- oder Fuhrparkleitungen sollten mit Steuerfachleuten die diversen Fördermöglichkeiten erkunden sowie Kosten und Nutzen der E-Autos für ihr Unternehmen besprechen. Ganz wichtig: Manche Steuerbefreiungen oder Förderungen sind an detaillierte Vorgaben oder auch bestimmte zeitliche Abläufe geknüpft. Dies gilt es mit Spezialistinnen oder Spezialisten für das Thema genau durchzugehen.

Grafik zeigt eine Übersicht über Entscheidungskriterien für oder gegen E-Autos für Unternehmen

E-Autos eig­nen sich be­son­ders gut als City-Flitzer

Fördermittel erleichtern Unternehmen die Entscheidung für E-Autos. Doch sie sind keine Antwort auf die Frage, ob sich E-Autos im konkreten Fall empfehlen. Das gilt es zusätzlich abzuwägen. Naheliegend ist, dass sich E-Autos für Flotten rechnen, die viel im Stadtgebiet unterwegs sind. Das zeigen Forschungsprojekte wie „Shared E-Fleet“ des Fraunhofer Instituts. Grund dafür ist eine Eigenart der E-Fahrzeuge: Im Gegensatz zu Verbrennern steigt ihr Verbrauch durch permanentes Stopp-and-Go nicht deutlich. Das macht sie im Stadtverkehr besonders interessant Bei höheren Geschwindigkeiten auf längeren Überlandstrecken verflüchtigt sich dieser Vorteil, also auf den klassischen Vertriebs- und Außendienstrouten. Insbesondere auf der ampelfreien Autobahn – gerade gut beladen bergauf – hängen Verbrenner die meisten E-Autos immer noch ab. Für eine Flotte von Elektrofahrzeugen prädestiniert sind also eher Pflegedienste, Essenslieferdienste, Kurierdienste im Nahverkehr oder Geschäfte mit regionalem Lieferradius. Weniger attraktiv sind E-Autos für bundesweit tätige Servicetechniker. Oder Beschäftigte, die im Urlaub mit ihrem Dienstwagen gerne ganz Europa erkunden.

Auch E-Transporter kön­nen sich rechnen

Die Förderung für E-Autos erhalten natürlich auch Unternehmen, die einen E-Transporter anschaffen. Hier kommt es für die Kosten-Nutzen-Kalkulation ebenfalls vor allem drauf an, wie das Unternehmen so ein E-Fahrzeug nutzen will. Mittlerweile stehen zahlreiche E-Transporter zur Auswahl, die schneller laden und eine ausreichende Motorleistung bringen. Allerdings bieten auch sie größtenteils nur maximal rund 280 Kilometer Reichweite. Verlängern lässt sich die Reichweite mit Hybrid-Fahrzeugen, also solchen mit einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotorantrieb. Das kann die E-Mobilität für regional etwas größere Gebiete abdeckende Unte­rnehmen interessant machen und verspricht einen Imagegewinn. Solche Fahrzeuge bieten sich etwa für Gartenbau- oder Landwirtschaftsbetriebe an, die auch auf ökologische Waren setzen. Doch der klassische Handwerksbetrieb kann seine Flotte mit diesen Angeboten ebenso – womöglich komplett – elektrifizieren.

Bremse für E-Autos bleibt die Lade­in­fra­struktur

Die Anschaffungskosten für E-Autos sind höher als die für vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, bei den Wartungskosten ist es meistens umgekehrt, so die Fachzeitschrift Fuhrpark & Management. Bei den Tankkosten ist die Situation weniger eindeutig. E-Autos können sich hier mehr rechnen – müssen es aber nicht. Das hängt von den aktuellen Vergleichspreisen für Benzin und Diesel ab, aber maßgeblich vor allem von den jeweils vorhandenen Lademöglichkeiten. Hier haben jene Unternehmen große Kostenvorteile, die ihre E-Autos auf dem Firmengelände mit Strom aufladen können. Zu günstigen Großkundenkonditionen pro Kilowattstunde, oder sogar direkt aus der eigenen Photovoltaikanlage auf der Werkshalle beziehungsweise dem Bürogebäude. Außerdem entfällt bei dieser Art des Tankens für die Fahrer und Fahrerinnen der Umweg zur Tankstelle als nicht ganz unwesentliches Risiko in der gesetzlichen Unfallversicherung – der oft vor Gerichten verhandelt wird.

Generell wirkt die Infrastruktur derzeit weiter als Hürde auf dem Weg zur mehr E-Mobilität. Noch sind viel zu wenig öffentliche Ladesäulen verfügbar. Und wenn sich mal eine Schnellladesäule findet, ist sie nicht selten defekt, lädt doch langsam oder ruft für den Strom wahre Apothekenpreise von bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde auf – mehr als doppelt so viel, wie für Hausstrom fällig ist. Oder es werden satte Festpreise verlangt. Außerdem herrscht beim Stromtanken ein Mangel an Transparenz: Wo sich Lademöglichkeiten finden, fehlt oft die Möglichkeit zum Preisvergleich. Wenig einheitliche Abrechnungsverfahren der verschiedenen Anbieter sind aus Sicht des Bundesverbands Fuhrparkmanagement ebenfalls bislang ein wichtiger Hemmschuh.

Das ist bei der Entscheidung über E-Autos wichtig

  • Reichweite. Eine Schwachstelle vieler E-Autos ist immer noch ihre vergleichsweise geringe Batteriekapazität und damit eingeschränkte Reichweite von manchmal nur knapp über 200 Kilometern. Bei vielen kurzen Stadtfahrten macht sich das aber weniger bemerkbar, deshalb spricht die geringe Reichweite nicht generell gegen E-Autos.
  • Ladeinfrastruktur. Parallel zur erforderlichen Reichweite sollte die Möglichkeit zum Stromtanken betrachtet werden. Wer auf dem eigenen Gelände tankt und vielleicht regelmäßig zwischen Orten mit Ladesäulen pendelt, muss sich wenig Gedanken machen, andere Betriebe sollten die Ladepunkte auf ihren Hauptstrecken identifizieren.
  • Förderung. Vor allem Bund und Hersteller bieten hohe finanzielle Anreize für E-Mobilität, dazu kommen manchmal noch weitere Förderungen. Trotzdem sollte der Umstieg auf E-Autos nur dann erfolgen, wenn es zum Mobilitätskonzept des Betriebs passt und damit keine praktischen Nachteile verbunden sind – sonst wäre Abwarten besser.
  • Gesamtkosten. Kaufpreis, Förderung, Wartung, Steuer, Treibstoff – über die Lebensdauer eines Fahrzeugs addieren sich die Beträge aus diversen Kostenquellen zu einer stattlichen Summe. Daher sollte der Preis pro Kilometer auf die Nutzungsdauer möglichst genau kalkuliert werden. Wer etwa viel mit dem E-Auto fährt und oft Strom aus eigener Photovoltaik-Erzeugung tankt, könnte inklusive Förderung, geringerer Wartungskosten und Steuerfreiheit erstaunliche niedrige Kosten pro Kilometer erreichen.
  • Image. Keine Emissionen mit CO2, also Kohlendioxid oder auch NOX, also Stickstoffoxid,→ kein Lärm,→, nachhaltige Mobilität. All dies bringt auch Imagevorteile mit sich, die manche Nachteile vielleicht ausgleichen.
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Midia Nuri

ist Wirtschaftsjournalistin. Sie schreibt vor allem über nutzwertige Unternehmerthemen rund um Betriebsführung oder auch Finanzielles und Steuerliches für verschiedene Branchenzeitschriften, wie etwa den kfz-Betrieb, Die Fleischerei, Der Freie Zahnarzt, Fahrzeug + Karosserie oder auch etwa Das Dachdeckerhandwerk. Außerdem ist sie Chefredakteurin eines Newsletters von BWRMed!a zum Thema Steuern und Bilanzierung. Zu Steuer- und Finanzthemen bloggt und twittert sie derzeit sporadisch unter lady-godiva-blog.de und twitter.com/LadyGodivaBlog.

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