Digitalisierung

KI kann auch Unternehmen im Mittelstand helfen

Auch Unternehmen im Mit­tel­stand kön­nen vom KI-Ein­satz pro­fi­tie­ren. Durch Künst­li­che In­tel­li­genz lässt sich so­gar die Buch­füh­rung ver­bes­sern. Für mehr Kun­den­ser­vice oder ei­ne be­schleu­nig­te Pro­dukt­ent­wick­lung bie­tet sich die KI ebenfalls an.

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Seit Beginn der Corona-Pandemie ertönt in vielen Zusammenhängen stets die gleiche These. Die Krise beschleunige quasi wie ein Turbo die Digitalisierung in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Zum Unterbrechen der Infektionsketten erforderliche Kontaktbeschränkungen nötigten auch die letzten beim Einsatz digitaler Technologie zurückhaltenden Unternehmen und Behörden, den Schritt ins 21. Jahrhundert zu vollziehen – Stichwort Homeoffice, Video-Konferenz, Distanz-Unterricht. Teilweise mag diese Darstellung zutreffen. Aber sollte das Thema Digitalisierung wirklich nur auf diesem Niveau diskutiert werden? Denn die beschriebenen Technologien und Lösungen müssten eigentlich längst Standard sein. Zahlreiche Beispiele zeigen übrigens, dass selbst viele kleinere Betriebe in Handwerk und Mittelstand schon weiter sind. Sie werten etwa Arbeitsplätze auf und können dafür großzügige Fördermittel nutzen. Wichtig wäre jedoch vor allem, dass zukunftsgewandt digitalisiert wird und Investitionen nicht nur in Standard-Hard- und Software fließen, sondern etwa in künstliche Intelligenz. KI im Mittelstand ist ein Thema – ihm sollten sich auch kleine und mittlere Unternehmen öffnen, die KMU.

Was bedeutet künstliche Intelligenz?

Über den Begriff künstliche Intelligenz (KI) oder AI für Artifizielle Intelligenz – englisch Artificial Intelligence – stolpert man inzwischen fast ständig. Allerdings können damit unterschiedliche Dinge gemeint sein. Es gibt maschinelles Lernen, Deep Learning sowie künstliche neuronale Netze – alle funktionieren etwas unterschiedlich und eignen sich für verschiedene Aufgaben. Dies sollten die Verantwortlichen auch im Mittelstand bedenken, wenn sie die Chancen beim Einsatz von KI für ihr Unternehmen prüfen. Generell beschreibt der Terminus KI eine Technologie, die jene kognitive Kompetenzen nachahmt, durch die sich bisher nur der Mensch auszeichnete. Das ist etwa die Fähigkeit zum komplexen strategischen Denken oder elaborierten Sprechen weit über dem Niveau der Verständigung im Tierreich. Derzeit kann künstliche Intelligenz insbesondere bei monotonen, sich oft wiederholenden und zeitaufwändigen Tätigkeiten die Menschen unterstützen sowie entlasten. Sie müssen ihre volle Aufmerksamkeit nicht anstrengenden, oft wenig anspruchsvolle Aufgabe widmen, sondern können wertschöpfendere, kreativere Tätigkeiten übernehmen. Bei Datenübernahmen etwa leistet künstliche Intelligenz wertvolle Dienste.

Maschinelles Lernen bildet die Basis für KI

KI hilft Unternehmen auch im Mittelstand, konkrete Probleme in einem fest beschriebenen Setting von Methoden zu lösen. Bei den meisten Anwendungen geht es heute um sogenanntes Maschinenlernen oder maschinelles Lernen. Grundlage ist ein Algorithmus – die eindeutige Handlungsvorschrift zum Erfüllen einer Aufgabe besteht aus genau definierten Einzelschritten. Ein Computerprogramm kann auf dieser Basis seine Arbeit erfüllen sowie dazulernen und damit seine Genauigkeit weiter verfeinern. Algorithmen können mit Eingaben gefüttert, quasi trainiert werden oder selbst ein statistisches Modell erstellen, das innere Zusammenhänge von Daten zeigt. Die Software muss also nicht stur Lösungen auswendig lernen, sondern kann Muster und Gesetzmäßigkeiten aus der Menge der Trainingsdaten erkennen. Deshalb kann sie auch unbekannte Daten verstehen und ihre Aufgabe erfüllen, etwa Daten aus einem eingescannten Dokument an der richtigen Stelle einer Datenbank abzulegen. Je mehr Daten und je besser der Algorithmus, desto höher die Trefferquote. Solche Systeme erkennen etwa an Unregelmäßigkeiten auch, ob Kreditkartenbetrug versucht wird.

Deep Learning und neuronale Netze sind die Zukunft

Das klassische maschinelle Lernen beruht auf überwachtem oder unüberwachtem Lernen durch einen Algorithmus. Überwacht bedeutet, dass Trainingsdaten zum Einsatz kommen, die vorher ein Mensch bereits richtig eingeordnet hat, also aufbereitete Daten. Zur Erkennung von Tieren wird der Algorithmus etwa mit konkret so bezeichneten Bildern von Katzen und Hunden gefüttert. Die Software weiss deshalb, was Hund oder Katze ist, und leitet sich aus den Fotos jene Merkmale ab, anhand derer sie künftig auch auch vorherige Einordnung das richtige Tier erkennt. Unüberwachtes Lernen bedeutet, nicht aufbereitete Daten zur Verfügung zu stellen. Der Algorithmus verarbeitet die Daten dann ohne konkret vorgegebenes Ziel. Auf diese Weise lassen sich Zusammenhänge herstellen, nach denen vielleicht nie jemand gefragt hätte. Das kann etwa Ideen für neue Produkte liefern, die nicht auf den ersten Blick auf der Hand liegen.

Ausgefeilter und beim Einsatz von KI im Mittelstand für viele Unternehmer vermutlich noch Zukunftsmusik ist das Deep Learning. Dabei lernt der Algorithmus mithilfe künstlicher neuronaler Netze, Zusammenhänge in großen Datenmengen zu erkennen und die richtige Aktionen auszulösen. Die Netze orientieren sich am menschlichen Gehirn, damit sich komplexe Zusammenhänge auf ähnliche Weise abbilden lassen. Solche Lösungen beurteilen, was sie wahrnehmen. Sie können daraus Schlussfolgerungen ableiten. Und dann entscheiden, darauf mit einer bestimmten Aktion zu reagieren. Daten dafür können von Maschinen, ERP-Systemen, CRM-Systemen oder aus dem Internet kommen, nach gewünschten Informationen oder Zusammenhängen ausgewertet werden und eine Aktion auslösen. Etwa, dass ein Internetbeitrag wegen Hassrede gelöscht wird.

Eine Grafik zeigt, wofür Unternehmen auch im Mittelstand künftig KI einsetzen wollen, vor allem zur Datenanalyse vor Entscheidungen und zur Prozessautomatisierung.

Wie können Mittelstand und KMU die KI einsetzen?

Der Einsatz von KI kann auch für Unternehmen im Mittelstand ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Diese digitale Technologie eignet sich zur Unterstützung beim Entwickeln neuer Produkte und Geschäftsmodelle, so eine DATEV-Studie. Sie kann zur Steigerung der Produktivität beitragen sowie Mitarbeiter von erschöpfenden Tätigkeiten entlasten. Mithilfe künstlicher Intelligenz lässt sich etwa der Verschleiß von Komponenten erkennen, bevor ein Maschinenschaden eintritt. Das sorgt für optimale Einsatzzeiten und senkt die Kosten. In der medizinischen Forschung könnte der Einsatz von KI punktuell Tierversuche ersetzen sowie mit entsprechenden Datenanalysen die Entwicklung beschleunigen. Generell sollten Unternehmer und Unternehmerinnen die mit der künstlichen Intelligenz verbundenen Potenziale für jeden Bereich prüfen. Auch Chatbots sind eine KI-Anwendung – damit lässt sich beispielsweise der Kundenservice standardisiert personalisieren und verbessern. Mithilfe von KI können Unternehmen auch im Mittelstand ihre Geschäftsprozesse automatisieren. Und die richtige Analyse von Markt- oder Kundendaten mithilfe der passenden KI-Lösungen liefert wertvolle Anregungen zur Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle.

Veranstaltungstipp
Digitale Souveränität – jetzt!

Wenn es darum geht, insbesondere die Abhängigkeit von digitaler Technologie, Dienstleistungen und Expertise aus den USA und aus China zu reduzieren, muss Europa zusammenarbeiten. Deshalb haben die EU-Mitgliedsstaaten im Oktober 2020 vereinbart, den Aufbau einer vernetzten Dateninfrastruktur in Europa zu fördern. Doch wo steht dieses Vorhaben aktuell? Und wie können Unternehmen konkret von einem digital souveränen Europa profitieren, es sogar mitgestalten? Darüber sprechen Nicola Beer, Vizepräsidentin des EU-Parlaments, DATEV-CEO Robert Mayr und DUB-Verleger Jens de Buhr in der ersten Folge von „Freiraum 25“.

Wann: Mittwoch, 5. Mai 2021
Beginn: 15 Uhr
Dauer: 25 Minuten

Zur kostenlosen Anmeldung

Was ist die Vor­aus­set­zung für KI im Unternehmen?

Wer – nicht nur im Mittelstand – mit dem Einsatz von KI in Unternehmen liebäugelt, muss sich aber mit den Rahmenbedingungen beschäftigen. Eine PwC-Umfrage zeigt, dass sowohl in KI-affinen wie KI-fernen Unternehmen eine breite Palette an Aspekten des Themas die Entscheidung beeinflusst. Jeder an einem KI-Einsatz Interessierte sollte sie im Blick haben. Besonders wichtig sind

  • die zugrunde liegenden Daten für Umsetzung und Betrieb von KI,
  • die Compliance-Anforderungen und regulatorischen Maßnahmen,
  • der Aufbau von KI-Kompetenzen,
  • die Größe des für den Lernprozess und den Einsatz von KI benötigten Datenpools,
  • das Vertrauens der Kunden und anderer Stakeholder,
  • die Bedeutung von KI für die künftige Wettbewerbsfähigkeit,
  • das persönliche Vertrauen in KI-Lösungen und Möglichkeiten des Einsatzes,
  • die Bedeutung des Themas KI-Governance,
  • der Einfluss des Einsatzes von KI auf das Geschäftsmodell von KI-Unternehmen,
  • der Einfluss des Einsatzes von KI auf die Reputation von KI-Unternehmen im Markt.

Soll in  Unternehmen im Mittelstand tatsächlich KI zum Einsatz kommen, erfordert das natürlich einen Plan – was ist das Ziel? Aber vor allem ist zu klären, welche Lösung genutzt werden soll und ob die erforderlichen Daten ins ausreichender Menge sowie Qualität vorliegen. Dazu kommt natürlich die Frage, wer eine solche Technik im Unternehmen bedienen soll. Spätestens hier dürfte bei vielen Mittelständlern und kleinen Betrieben die Überlegung ansetzen, einen Dienstleister einzuschalten. Denn KI zu nutzen muss nicht bedeutet, alles selber zu machen. Unternehmen können auch Chatbot-Programme zukaufen oder den Betrieb komplett externen Experten überlassen. Es geht also weniger darum, das eigene Unternehmen zum KI-Spezialisten zu machen, als um eine generelle Aufgeschlossenheit für das Thema. Wer erkannt hat, wie er bestmöglich von KI profitiert, wird auch den passenden Weg zum praktischen Einsatz dieser Technologie finden.

Worauf müssen KMU beim Ein­satz von KI achten?

Einen – gar nicht technischen Punkt – gilt es stets zuerst zu klären: Wie sieht es mit Datenschutz und Ethik aus? Der Einsatz von KI im Unternehmen basiert ersten auch im Mittelstand immer auf dem Umgang mit großen Datenmengen. Also müssen Datenschutz und Datensicherheit so hoch sein, dass kein Ärger mit Aufsichtsbehörden wegen Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) droht. Zweitens sind mit jeder umfassenden Datenanalyse – insbesondere wenn es um Kundendaten geht – ethische Fragen verbunden. Jeder muss wissen, dass eine KI schwer daneben liegen kann, wenn sie mit schlechten Daten trainiert wird oder Algorithmen nicht gut sind. Dann kann kontinuierliches Maschinenlernen kleine Verwerfungen zum Erdbeben machen. Microsoft beispielsweise musste sein selbstlernendes Chat-Programm Tay wieder abschalten. Eigentlich sollte es, lernen wie Teenager reden, und zwanglos spielerische Gespräche auf Twitter führen. Doch die Nutzer bombardierten den Bot mit rassistischen, frauenfeindlichen und antisemitischen Tweets, aus denen er laufend lernte und sich schon bald komplett daneben benahm.

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KI-Einsatz im Unter­neh­men be­trifft auch ethische Fragen

Das spricht allerdings nicht generell gegen den Einsatz von KI, sondern nur für einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesem Thema. Die ethischen Aspekte bei der Nutzung von KI im Unternehmen treffen natürlich auch den Mittelstand. Und sie werden teils hochemotional diskutiert, zumal KI vielerorts auch zur Überwachung dient. Manche Kritiker gehen sogar soweit, dass sie befürchten, irgendwann müssten Menschen und Maschinen um die Vorherrschaft kämpfen. Ob dieses Horrorszenarien wahr wird – wer weiss? Aber Firmenchefs tun gut daran, die Ängste potenzieller Kunden ernst zu nehmen und den Einsatz von KI im Unternehmen entsprechend auszurichten. Eine vertrauensbildende Maßnahme ist sicher, dass der KI Bundesverband das „KI Gütesiegel“ auf der Taufe gehoben hat. Es soll den menschen-zentrierten und menschen-dienlichen Einsatz von künstlicher Intelligenz testieren.

Ist es nicht das, was wir Europäer als Markenzeichen setzen können? Ein ethisch geleiteter Entwurf von künstlicher Intelligenz, der den Schutz der Privatsphäre mit dem technischen Fortschritt verbindet. Ein Allein­stel­lungs­merkmal, mit dem wir punkten können.
Dr. Robert Mayr, DATEV-Vorstandsvorsitzender

Wer DATEV-Vorstandsvorsitzende Dr. Robert Mayr sieht im verantwortungsbewussten Umgang mit KI sogar einen Wettbewerbsvorteil: „Ist es nicht das, was wir Europäer als Markenzeichen setzen können? Ein ethisch geleiteter Entwurf von künstlicher Intelligenz, der den Schutz der Privatsphäre mit dem technischen Fortschritt verbindet. Ein Allein­stel­lungs­merkmal, mit dem wir punkten können.“ Über diesen Ansatz sollten Unternehmer nicht nur in der IT-Industrie intensiv nachdenken. Und was KI für die Steuerberatung der Zukunft bedeuten könnte, erfahren Sie in folgendem Video.

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Frank Wiercks

ist Mitglied der Redaktion von TRIALOG, dem Unternehmermagazin für Mittelständler, Selbständige und Freiberufler. Außerdem arbeitet er für verschiedene Wirtschafts- und Managementmagazine. Zuvor war er unter anderem Chefredakteur von handwerk magazin und Markt und Mittelstand.

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