Dass die Betriebsnachfolge frühzeitig in Geschäftsführung, Gesellschafterversammlung sowie eventuell Beirat vorbereitet gehört, sollte eigentlich zur unternehmerischen Allgemeinbildung gehören. Es reicht nicht, sich dem Thema erst anzunähern, wenn Führungskräfte oder Anteilseigner kurz vor dem Rentenalter stehen. Schon Gründerinnen und Gründer sowie jüngere Firmenchefs und -chefinnen sollten an die irgendwann ja stets unvermeidliche Betriebsnachfolge denken. Und dabei nicht nur mittel- bis langfristig die Betriebsnachfolger suchen. Sie sollten vorausplanen für den Fall, dass ein Mitglied der Geschäftsführung überraschend stirbt oder länger ausfällt. Beispielsweise sollte ein Notfallkoffer für die dann operativ Verantwortlichen bereitstehen. Insbesondere bei einer ungeplanten Betriebsnachfolge sind schnell Vollmachten sowie wichtige Informationen gefragt. Im Idealfall hat jedes Unternehmen laufend aktualisierte entsprechende Unterlagen bereitliegen. Firmenleitung und/oder Anteilseigner sollten sich frühzeitig zur Betriebsnachfolge beraten lassen – nicht erst, wenn es um die Bewertung geht. Eine rechtzeitige Planung eröffnet mehr Optionen zur steuerlichen und rechtlichen Gestaltung des Generationswechsels. Wichtige Ansprechpartner sind dabei die Rechtsanwalts- und Steuerberatungskanzlei.
Betriebsnachfolge ist für viele emotional besetzt
Wie wichtig es ist, sich um die Betriebsnachfolge zu kümmern, wissen die Verantwortlichen in den meisten Firmen. Das hat eine Studie zum Thema der IMAP M&A-Beratungsgesellschaft 2005 gezeigt. 95 Prozent der Befragten betrachteten die Nachfolgefrage als „für deutsche Unternehmen ein wichtiges Thema“. Für „persönlich relevant“ hielten das Thema immerhin 87 Prozent. Faktisch ist die Bedeutung seither sogar gestiegen, wie eine aktuelle Studie der Landesbank Baden-Württemberg von Juli 2022 hervorhebt. 29 Prozent der mittelständischen Unternehmensinhaberinnen und -inhabern sind über 60 Jahre alt. 13 Prozent sind über 65. Bis 2026 müssen jährlich geschätzt rund 38.000 Betriebe die Betriebsnachfolgerin oder den Betriebsnachfolger suchen. Insgesamt steht in den nächsten fünf Jahren für circa 190.000 Firmen der Generationswechsel an, so eine Schätzung vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM). In etwa 190.000 Betrieben steht die Betriebsnachfolge 2022 bis 2026 an. Doch bei vielen Betriebsinhabern stellt die LBBW-Studie emotionale Hürden fest.
Entscheidender Erfolgsfaktor der Betriebsnachfolge ist Planung
Dabei sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Unternehmensübergabe den Fachleuten zufolge ausreichend Planungsvorlauf, das richtige Timing und realistische Vorstellungen. „Welcher Weg der Nachfolge für ein Unternehmen am besten geeignet ist, kann aufgrund der individuellen Situation dagegen nicht pauschal gesagt werden“, so die LBBW-Studie. Zumindest theoretisch haben familiengeführte Betriebe bei der Betriebsnachfolge mehr Auswahl als mittelständische Firmen mit diversen externen Anteilseignern. Sie können das Unternehmen vererben, statt es zu verkaufen. In der Realität sticht die Erbschaftskarte allerdings seltener, als Außenstehende glauben könnten. Die Betriebsnachfolgerin oder den Betriebsnachfolger suchen auch Familienunternehmen nicht immer im eigenen Haus, sondern im näheren Umfeld oder darüber hinaus. Manchmal klappt es dabei, fern der eigenen Firma tätige Kinder (wieder) für den Familienbetrieb zu begeistern und die Betriebsnachfolge schrittweise zu realisieren, wie das Beispiel der Schmid Alarm GmbH in Stockdorf zeigt.
Früher haben laut IfM im Schnitt jährlich rund 70.000 Chefs und Chefinnen ihren Betrieb an die nächste Generation weitergegeben. Gleichzeitig hat es immerhin etwa jede vierte Firma kalt erwischt, weil der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin entweder erkrankte oder überraschend starb und damit ein Führungs- oder Entscheidungsvakuum entstand. Denn viele der Ausgefallenen hatten sich nicht rechtzeitig darum gekümmert, eine geeignete Betriebsnachfolgerin oder einen passenden Betriebsnachfolger zu suchen.
Die Lage ist günstig, um Betriebsnachfolger zu suchen
Anders als in früheren Krisenzeiten sind die Rahmenbedingungen für potenzielle Betriebsnachfolger, die ein Unternehmen zum Einsteigen suchen, derzeit Corona-bedingt günstig. Zwischen 2017 und 2019 waren Unternehmensverkäufe oft teuer und auch im Rahmen der Betriebsnachfolge erworbene Firmen mitunter überbewertet. Nachdem der Markt 2020 infolge der Pandemie einbrach, dürften die Preise nun wieder auf einem realistischeren Niveau liegen. Eine gute Nachricht für Unternehmen, die extern nach einer Betriebsnachfolgerin oder einem Betriebsnachfolger suchen: Aufgrund zahlreicher Entlassungen mit teilweise großzügigen Abfindungen könnten die zur Übernahme anstehenden Firmen auf mehr potenzielle Kaufinteressentinnen und -interessenten hoffen, die eine gute Gelegenheit vermutlich wahrnehmen würden. Das jedenfalls erwartet Birgit Felden. Die Professorin leitet an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin den Studiengang Unternehmensgründung und -nachfolge. Wichtig ist allerdings, dass der Chef oder die Chefin die Betriebsnachfolge gut beraten vorbereitet, um nichts zu übersehen.
Viele suchen ihre Betriebsnachfolger in der Familie
Gerade Inhaberinnen und Inhaber familiengeführter Betriebe sondieren in der Regel jedoch zunächst die Chancen für eine Betriebsnachfolge im Familienkreis. Einer Studie zufolge hoffen die meisten dieser Unternehmerinnen und Unternehmer auf eine Betriebsnachfolgerin oder einen Betriebsnachfolger aus ihrer Familie – und suchen zuerst dort. Oft lässt sich nach intensiver Abstimmung im Familienkreis eine Lösung für die Betriebsnachfolge finden. Nach der früher recht üblichen Senior- und Juniorchef-Konstellation ist mittlerweile auch die vor Jahren hierzulande von Fachleuten viel beschworene „Generation Tochter“ verbreitet. So berief beispielsweise Berthold Leibinger seine Tochter Nicola Leibinger-Kammüller zur Chefin des Werkzeugmaschinenbauers Trumpf. Julia Esterer übernahm von ihrem Vater den hessischen Tanklastzugspezialisten Helsa. Dass der Trend zur Tochter als Patriarchen-Nachfolgerin nicht neu ist, zeigt das Beispiel Sybill Storz. Sie stieg 1950 beim von ihrem Vater gegründete Pharmaunternehmen Karl Storz Endoskope ein und baute es zu einem Konzern aus.
Das Schlagwort „Generation Tochter“ mit Blick auf die Betriebsnachfolge ist nicht zu verwechseln mit dem zwischenzeitlich gegründeten gleichnamigen Berliner Filmunternehmen. Für manchen Chef oder manche Chefin vielleicht hilfreich ist das ebenfalls zwischenzeitlich gegründete Netzwerk „Generation Töchter“, das die Betriebsnachfolge erleichtern helfen will.
Handwerksbetriebe gehen öfter in die Hände von Kindern
Im Handwerk treten mehr Kinder in die Fußstapfen der Eltern als in anderen Wirtschaftsbereichen. In der Hälfte der Fälle findet die Betriebsnachfolge im familieneigenen Unternehmen dergestalt statt, dass Söhne, Töchter oder andere Angehörige einsteigen. Jedes vierte Handwerksunternehmen landet in den Händen von Beschäftigten. Die Betriebsnachfolgerin oder den Betriebsnachfolger suchen Handwerksmeisterinnen und -meister also im engeren Kreis. Was die Neuen daraus machen, sei dabei stark vom Familienfaktor bestimmt, sagt Prof. Dr. Robert Mayr, CEO der DATEV eG. Denn das traditionsreiche Handwerk ist nicht automatisch unmodern. Viele Betriebe nutzen die Betriebsnachfolge beispielsweise für eine gründliche Modernisierung und Digitalisierung, um die Weichen nachhaltig in Richtung Zukunft zu stellen.
Korrekter Arbeitsvertrag ist auch für Betriebsnachfolge wichtig
Familiengeführte Unternehmen, die auch Angehörige angestellt beschäftigen, sollten diesen mit Blick auf einen unerwarteten Führungswechsel schriftlich die Festanstellung bestätigen. Unabhängig davon, ob sie in der Familie oder extern nach einer Betriebsnachfolgerin beziehungsweise einem Betriebsnachfolger suchen. Ohne entsprechendes Schriftstück droht hinterbliebenen Angestellten nach dem plötzlichen Tod des Chefs oder der Chefin sonst womöglich Ärger mit der Arbeitsagentur oder der Sozialversicherung. Mit Blick auf den vom Finanzamt geforderten Fremdvergleich ist in jedem Fall ein von der Steuerberatungskanzlei sorgsam ausgearbeiteter Vertrag wichtig.
Familienverfassung moderiert Betriebsnachfolge und -führung
Gerade wenn der Kreis der Angehörigen rund um den Familienbetrieb viele Personen umfasst, ist es wichtig, mit Blick auf das große Ganze möglichen Ärger bei der Betriebsnachfolge zu vermeiden. Für viele Unternehmen sollte es daher sinnvoll sein, die Nachfolgeplanung mit dem Erarbeiten einer Familienverfassung zu verbinden. Lohnen kann sich das insbesondere für die Inhaberinnen und Inhaber größerer Unternehmen oder für weit verzweigte Familien. Und auch, wenn der Betrieb stark wächst. Am besten sollten Unternehmer und Unternehmerinnen diese Hausaufgaben erledigt haben, bevor sie die Betriebsnachfolgerin oder den Betriebsnachfolger suchen. Denn dann kann die Familienverfassung als eine Art Grundgesetz für die Firma sowie die damit verbundene Familie dienen. Sie ist konkreter als ein Gesellschaftsvertrag und legt die Leitlinien sowie Werte für den Betrieb fest. Beim Abfassen behilflich ist die Rechtsanwalts- und/oder Steuerberatungskanzlei. Verfassungsartikel so einer Familienverfassung können betreffen:
- Ziele, Werte und Selbstverständnis des Unternehmens, etwa mit Blick auf Nachhaltigkeit, Arbeitsbedingungen oder auch beispielsweise gesellschaftliche Verantwortung.
- Vorstellungen bezüglich der Eigentumsverhältnisse. Etwa die Frage, wer aus der engeren oder weiteren Familie zum Gesellschafter oder zur Gesellschafterin werden oder Anteile kaufen darf.
- mögliche Rollen von Familienmitgliedern im Betrieb und die Frage, ob die für sie vorgesehenen Funktionen dort beschränkt werden.
- den konstruktiven Umgang mit Konflikten in der Familie sowie in der Firma inklusive Vorgaben, wie diese zu lösen sind.
Auch Fragen der Betriebsnachfolge kann eine Familienverfassung regeln. Etwa, ob die Firma als Altersversorgung für die Familie dienen soll oder bevorzugt in der Familie nach der Betriebsnachfolgerin beziehungsweise dem Betriebsnachfolger suchen. Die Steuerberatungs- und/oder Rechtsanwaltskanzlei berät dabei, was es mit Blick auf die Betriebsnachfolge rund um Testament, Gesellschaftsverträge,Ehe- und Erbverträge sowie die Erbschaftsteuer zu regeln und zu beachten gibt.
Rechtzeitig mit der Planung starten, statt auf Kinder zu warten
Wichtig ist in familiengeführten Unternehmen: Firmenchef oder Firmenchefin sollten sich nicht durch familiäre Faktoren von der Planung der Betriebsnachfolge abhalten lassen, wenn sich die Kinder lieber erstmal anderweitig orientieren wollen. Das passiert in Familienbetrieben oft, und viele schieben daher immer weiter hinaus, eine Betriebsnachfolgerin oder einen Betriebsnachfolger zu suchen. Sogar wenn sich abzeichnet, dass ein von der scheidenden Generation präferierter Betriebsnachfolger aus der Familie gar nicht in die Firma will. Wer auf einen Meinungsumschwung beim Nachwuchs wartet, tut dies zumeist vergebens, so das Ergebnis einer Befragung von 34.000 Unternehmerkindern in 34 Ländern. Viele Töchter und Söhne wollen die Betriebsnachfolge auch später nicht antreten, ergab die Studie laut FAZ. Über die Hälfte möchte lieber angestellt woanders arbeiten, so die Universität St. Gallen. Ein Drittel kann sich eine unternehmerische Tätigkeit vorstellen, aber im selbst gegründeten Betrieb. Gut ein Zehntel der potenziellen Betriebsnachfolger und -nachfolgerinnen bleibt so für den Generationswechsel übrig.
Stabübergabe in der Familie braucht viel Fingerspitzengefühl
Je früher Familienunternehmen die Betriebsnachfolge planen, desto mehr Optionen bleiben ihnen. Wichtigster Punkt ist, frühzeitig die Betriebsnachfolgerin oder den Betriebsnachfolger zu suchen – als wesentlicher Aspekt der übergeordneten Personalstrategie. Denn eine unterlassene Nachfolgeplanung ist ein grober Fehler, der schon viele Betriebe die Existenz oder Unabhängigkeit gekostet hat. Etwa den mehreren Generationen bekannten Bobby-Car-Hersteller BIG. Nach dem Tod des Firmengründers Ernst Bettag übernahm Konkurrent Simba Dickie das auf die Nachfolge völlig unvorbereitete Unternehmen. Was seine Witwe vergeblich zu verhindern versucht hatte. Je länger es dauert, die Betriebsnachfolge zu planen, um den Familienbetrieb geordnet an die nächste Generation zu übergeben, desto eingeschränkter sind die Möglichkeiten – und auch Optionen der Erben. Verschleppte Firmenübergaben kosten Geld und Arbeitsplätze, sorgen für Fehlentscheidungen und lassen Familien und Betriebe zerbrechen. Wichtig sind bei der Planung menschliche Erwägungen, beispielsweise das Ziel, den Geschwisterfrieden zu erhalten – etwa durch eine persönliche Erklärung der Motive für Regelungen.
Frühzeitig einen Betriebsnachfolger suchen lohnt sich
Der Chef oder die Chefin sollte rechtzeitig suchen, wer sich im Familienkreis oder im Unternehmen als Betriebsnachfolger oder -nachfolgerin anbietet. Spätestens zehn Jahre vor der Betriebsnachfolge betrachten Fachleute auch für Familienunternehmen als optimalen Zeitpunkt. Falls sich intern kein Betriebsnachfolger findet, ist eine Option, Kandidatinnen oder Kandidaten im eigenen Haus für die Betriebsnachfolge aufzubauen. . Welche Möglichkeiten in Frage kommen, wäre ausführlich unter finanziellen, rechtlichen sowie steuerlichen Gesichtspunkten zu prüfen. Dabei kann es sich lohnen, parallel zur Steuerberatungs- und Rechtsberatungskanzlei erfahrene Berater aus dem Private-Equity-Bereich zu konsultieren. Die Betriebsnachfolge lässt sich natürlich auch über einen Verkauf sicherstellen. Beim Management-Buy-Out (MBO) übernehmen eigene Führungskräfte das Unternehmen. Beim Management-Buy-In (MBI) steigen externe Interessenten in den Betrieb ein und leiten künftig die Geschäfte.
Auch MBO und MBI sind für die Betriebsnachfolge interessant
Solche unternehmerische Transaktionen im Rahmen der Betriebsnachfolge können die ganze Firma mit allen Rechten und Pflichten oder Teile übertragen. Die Rechts- und/oder Steuerberatungskanzlei sowie auf Mergers & Acquisitions spezialisierte Fachleute unterstützen bei der vertraglichen Gestaltung für diese Art des Betriebsübergangs in Form sogenannter Asset oder Share Deals. Auch hierbei geht es stark ums Timing, deshalb sollten Unternehmer und Unternehmerinnen sehr vorausschauend externe Betriebsnachfolger suchen. Eine Betriebsnachfolge per Buy-Out lässt sich nur ohne Druck rechtlich, finanziell und steuerlich gut gestalten – sowie menschlich, mit Blick auf Familie und Belegschaft. Die rechtliche und finanzielle Konstruktion inklusive des Vertragswerks für die Betriebsnachfolge im Familienbetrieb muss auf den Prüfstand der Rechts- und/oder Steuerberatungskanzlei. Unternehmerische Verantwortlichkeiten sind zu regeln und Vermögenswerte auf die bisherigen Gesellschafter zu verteilen oder übertragen. Außerdem ist die Erbschaftsteuer zu berücksichtigen.
Vorarbeit zahlt sich für Firmeninhaber lange vorher aus
Die vorherige Mitarbeit im Unternehmen zahlt sich beim MBO für den Betriebsnachfolger durch einen niedrigeren Preis aus. Auch für die Firma selbst lohnt die Planungsvorarbeit unabhängig von der Art der Betriebsnachfolge. Und das bereits Jahre vorher bei der Finanzierung bereits dank der damit für Finanzinstitute vertrauenswürdiger erscheinenden Planung. Seit langem schon bewerten Banken als positives Kriterium beim Rating, dass die Betriebsnachfolge sorgfältig und frühzeitig geplant wird.
Finanzielle Bewertung ist beim Prüfen der Optionen nicht ohne
Hilfreich ist beim geplanten oder erwogenen Verkauf, den eigenen Betrieb frühzeitig durch die Brille der Interessenten zu betrachten. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen die Marktlage für Unternehmensverkäufe sowie die üblichen Berechnungsmethoden einbeziehen. Zuweilen fällt die Bewertung des Betriebs überraschend schlecht aus, weil die mit den entsprechenden Methoden errechneten Preise oft stark vom per Buchwertmethode ermittelten Ergebnis abweichen. Rechtzeitig gestartete Maßnahmen zur Wertsteigerung können helfen, den Verkaufspreis noch zu verbessern. Beim Abwägen und betriebswirtschaftlichen sowie steuerlichen Durchrechnen hilft es, sich von der Steuerberaterin oder dem Steuerberater über die Betriebsnachfolge beraten zu lassen. Online-Plattformen erleichtern es, einen möglichen externen Betriebsnachfolger zu suchen. Eine spezielle App hierfür bietet auch eine Orientierung darüber, wie sich die aktuelle allgemeine Wirtschaftslage auf den Preis der Firma auswirkt. Die Seite „Nachfolge in Deutschland“ bietet neben diversen Informationen einen „nachfolg-o-mat“ zur Orientierung bei der Betriebsnachfolge.
Betriebsnachfolger frühzeitig suchen und einarbeiten nutzt allen
Organisatorisch empfiehlt sich je nach Branche und Situation ein weicher Übergang bei der Betriebsnachfolge im familiengeführten Unternehmen. Ärzte und Ärztinnen vor dem Ruhestand etwa suchen Betriebsnachfolger gern rechtzeitig und holen sie in Teilzeit in den Betrieb. Neben der zeitlichen Entlastung bietet dies den Vorteil, dass sich so in den Jahren vor dem Ruhestand noch größere Investitionen etwa in moderne Behandlungsgeräte lohnen. Auch das spricht dafür, dieser Lösung den Vorzug gegenüber dem momentan beliebten Verkauf an Finanzinvestoren oder Klinikkonzerne zu geben. Für Betriebsnachfolger wiederum bietet der gleitende Einstieg eine Chance, eine Unternehmensgründung mit der Familiengründung zu verbinden. Unabhängig davon, ob die Praxisinhaber für den Generationswechsel nun Tochter oder Sohn gewinnen konnten oder einen externen Betriebsnachfolger suchen. Auch hier sollten Praxisinhaber die anvisierte Lösung sowie die steuerliche und vertragliche Gestaltung der Nachfolgeregelung eng mit Steuerberater und Anwalt ausarbeiten. Spätestens bei dieser Form der Betriebsnachfolge sollte es außerdem um Fragen der Rechtsform gehen.
Notfallordner ist unverzichtbar
Mittel- und langfristige Planung bleibt das oberste Gebot der gelungenen Betriebsnachfolge. Ebenso wichtig ist aber, für alle noch so unwahrscheinlichen Fälle gerüstet zu sein, in denen Unternehmen plötzlich quasi über Nacht eine neue Leitung und idealerweise in Personalunion den langfristigen Betriebsnachfolger suchen. Die Rede ist vom Notfallordner, der zumindest in jeder Firma mit Personal existieren sollte. Hinein gehört – nicht nur mit Blick auf die Betriebsnachfolge, sondern generell – eine Checkliste zu allen wichtigen unternehmerischen Aufgaben mit Zugangsdaten und Passwörtern, technischen Produkt- und Maschinendaten, Rezepten oder Bauplänen und den nötigen Vollmachten, etwa für Geschäftskonten. Fällt also der bisherige Chef oder die bisherige Chefin von einem Tag auf den anderen aus und ist nicht mehr ansprechbar, muss der Betriebsnachfolger oder die -nachfolgerin beispielsweise wissen:
- Gibt es betrieblich festgelegte Regelungen, die für den laufenden Betrieb wichtig sind und die ein ungeplant eingesetzter Betriebsnachfolger kennen sollte?
- Wie lauten die Kennwörter für die Computeranlage und Online-Accounts?
- Wer sind die Gesprächspartner bei den diversen Zulieferern? Und wer sind deren Ansprechpartner im eigenen Betrieb?
- Existieren nur mündlich abgesprochene Regelungen beispielsweise zu Abnahmemengen oder Lieferbedingungen?
- Sind den Stellvertretern alle Preisnachlässe und Rabatte bei den Hauptlieferanten bekannt?
- Ist eine Notprokura schriftlich fixiert?
- Wer hat Bankvollmachten und wer sind die Ansprechpartner bei der Hausbank? Wichtig dafür ist zu klären, was allein in den Zuständigkeitsbereich des Unternehmers selbst fällt, wer die Aufgaben im Notfall übernehmen kann und ob entsprechende Vollmachten existieren.
All diese Details sollten der Firmenchef oder die -chefin unabhängig von einer konkret geplanten Betriebsnachfolge mithilfe der Expertinnen und Experten der Steuerberatungs- und Anwaltskanzlei zusammenstellen und idealerweise mindestens einmal jährlich auf Aktualität prüfen – am besten sofort.
Unfälle, Krankheiten oder das plötzliche Ableben können jeden treffen. Daher sollte es in jedem Unternehmen einen Notfallplan geben. Erfahren Sie alles Wissenswerte zur Vermögens- und Unternehmensnachfolge, über Grundsätze des Erb-, Gesellschafts- und Steuerrechts bis hin zur Erstellung von Notfallordnern, Vollmachten zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit des Unternehmers bzw. der Unternehmerin und der privaten Vorsorge. Abgerundet wird das Buch durch die Aspekte der strategischen Nachfolge. Das Buch ist erhältlich im DATEV-Shop für DATEV-Mitglieder oder auch im Buchhandel bei Sack, Schweitzer online und Amazon.