Vor allem in kleinen Unternehmen ist das Problem bekannt: Auf die Frage nach ihrem Wunscharbeitgeber nennen die meisten jungen Leute einen Konzern – gerade die für viele Betriebe besonders interessanten, etwa mit dem Abschluss einer Universität oder Fachhochschule. Selbst so mancher mittelständische Nischenkönig in der Provinz findet dagegen wenig Beachtung. Dabei sollte spätestens seit dem Bestseller über die sogenannten „Hidden Champions“ bekannt sein, dass kleinere Betriebe als Arbeitgeber durchaus im Wettbewerb mit Konzernen bestehen können. Doch viele erfolgreiche Unternehmen bleiben einer breiteren Öffentlichkeit unbekannt, obwohl sie Talente fördern und einiges zu bieten haben. Daher erscheint es manchen sinnvoll, sich mit Auszeichnungen für Arbeitgeber oder einem Top-Arbeitgeber-Siegel für Fachkräfte interessant zu machen. Besonders beliebt ist es momentan, mit einem Qualitätssiegel als familienfreundlicher Arbeitgeber um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zu buhlen. Aber nur wer eine Übersicht über die gängigen Arbeitgebersiegel hat und die Vor- oder Nachteile im Vergleich kennt, kann sie gezielt einsetzen.
Arbeitgebersiegel bewerten sehr unterschiedliche Faktoren
Mit Arbeitgebersiegeln ist es – wie mit allen Gütesiegeln – so eine Sache. Was ein Siegel aussagt, weiß man vermutlich am genauesten noch beim TÜV-Siegel. Das Auto ist dann verkehrssicher – Bremsen, Licht und Scheibenwischer funktionieren ordnungsgemäß, und nichts sollte demnächst abfallen. Was dagegen die verschiedenen Arbeitgebersiegel mit ihren teils sehr unterschiedlichen Kriterien bedeuten und wie sie zur Personalsuche dienen können, lässt sich schwieriger auf den Punkt bringen. Daher ist es sinnvoll, sich vor Nutzung eines Arbeitgebersiegels eine Übersicht über das Angebot zu verschaffen und einen Vergleich anzustellen. Mit dem gilt es zu bewerten, welches der Arbeitgebersiegel für den eigenen Betrieb die beste Wahl wäre.
Manche Siegel oder Auszeichnungen für Arbeitgeber begründen ihr Urteil mit dem Image, das dem Unternehmen in Befragungen von außen zugeschrieben wird, teils von Fachleuten. Andere Top-Arbeitgeber-Siegel basieren auf Befragungen der Unternehmen selbst oder Selbstverpflichtungen. Einige Arbeitgebersiegel identifizieren die Top-Arbeitgeber auf Basis eines mehr oder weniger umfangreichen Audits der Unternehmenskultur. Faktoren für die Bewertung sind dabei meistens das Gehalt und die Arbeitszeitmodelle sowie Aufstiegschancen und Mitarbeiterentwicklung. So gibt es beispielsweise das „Qualitätssiegel familienfreundlicher Betrieb“ aufgrund von Befragungen der Beschäftigten und Führungskräfte sowie einer genaueren Prüfung der Gegebenheiten direkt vor Ort im Unternehmen. Das „Audit berufundfamilie“ kombiniert sein Arbeitgebersiegel zuweilen mit Verbesserungsvorschlägen – für deren Nichterfüllung die Auszeichnung für Arbeitgeber wieder aberkannt werden kann. Aus manchem Arbeitgebersiegel kann die Firmenchefin oder der Firmenchef so neben Auszeichnungen durchaus einen Mehrwert für ihre Unternehmensführung ziehen.
So wirken Arbeitgebersiegel auf einer Stellenanzeige
Erhalten Unternehmen ein Arbeitgebersiegel oder andere Auszeichnungen für Arbeitgeber, können sie es in Online- und Offline-Veröffentlichungen nutzen und damit etwa bei Stellenanzeigen ihr Image polieren. Neben einem knappen Dutzend Top-Arbeitgeber-Siegel gibt es zahlreiche weitere Arbeitgebersiegel, die in einen Überblick zum schnellen Vergleich gehören. Einige Arbeitgebersiegel sind mit Kosten im fünfstelligen Bereich und teils hohem Aufwand verbunden. Deshalb empfiehlt es sich, gut zu überlegen, wie genau man sein Image aufpolieren will, etwa mit einem Qualitätssiegel als familienfreundlicher Arbeitgeber.
Grundsätzlich kann sich die Investition für Unternehmen durch deutlich mehr Aufmerksamkeit auszahlen. Das ergab eine Studie des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Goethe-Universität Frankfurt bereits 2014. Die Untersuchung sollte zeigen, ob in einer Stellenausschreibung ein Arbeitgebersiegel positiv wirkt und eventuell die Personalsuche erleichtert. Das Frankfurter Forschungsteam verglich dafür in zwei Gruppen mit je 90 Personen die Blickrichtung und -dauer bei der Lektüre von Stellenausschreibungen. Die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer sahen dabei inhaltsgleiche Ansichten. Die Anzeige für eine Gruppe entsprach den als Fließtext gestalteten Stellenanzeigen in Zeitungen. Die andere Gruppe bekam eine Stellenanzeige auf den Schirm, die wie eine Karriere-Homepage aussah. Der Text war jeweils identisch. Die mit dem Arbeitgebersiegel versehene Version sahen sich die Probandinnen und Probanden dabei mit knapp vier Minuten fast doppelt so lang am PC an wie die Standardanzeige, berichtet die „Immobilien-Zeitung“. Am besten kamen Anzeigen an, wenn das Siegel links oder zentriert abgedruckt war.
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Nicht alle Auszeichnungen für Arbeitgeber sind bekannt
Indem sie für Aufmerksamkeit sorgen, können Arbeitgebersiegel also die Personalsuche erleichtern und eventuell zuvor unbekannte Mittelständler zum Top-Arbeitgeber aufwerten. So dienen etwa Qualitätssiegel als familienfreundlicher Arbeitgeber oder Auszeichnungen für Arbeitgeber, die Spitzenkräfte besonders engagiert fördern, der gezielten Imageverbesserung. Soweit die Theorie. Gerade aus Sicht kleinerer Unternehmen stellen sich in der Praxis aber zwei Probleme. Erstens haben Mittelständler vor allem bei bundesweit vergebenen Siegeln systematisch schlechtere Karten, schreibt die „Deutsche Handwerks-Zeitung“. Und das, obwohl es in den vergangenen Jahren durchaus Mittelständler unter die Top-Arbeitgeber geschafft haben. Schon weil Siegel und Auszeichnungen für Arbeitgeber beispielsweise von Focus Business, Kununu oder Fastlane eine eigene Mittelstands-Unterkategorie anbieten. Das zweite Problem ist, dass bei Bewerberinnen oder Bewerbern auf Jobsuche viele Arbeitgebersiegel wenig bekannt sind. Diesen Personen fehlen nicht nur Informationen über Arbeitsmarkt und Unternehmen, sondern auch über die Arbeitgebersiegel selbst. Auch das sollten Führungskräfte beachten, die sich einen Überblick zum Vergleich der Arbeitgebersiegel verschaffen wollen.
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Bewerber haben zu wenig Übersicht über Arbeitgebersiegel
Unternehmen sollten beim Arbeitgebersiegel nicht nur auf Bekanntheit setzen, gerade kleinere Betriebe. Auszeichnungen für Arbeitgeber allein eignen sich kaum, um plötzlich als Top-Adresse selbst im Vergleich mit Konzernen wahrgenommen zu werden. Acht von zehn Befragten in Deutschland geben keine Antwort auf die Frage, welches Top-Arbeitgeber-Siegel sie kennen – über alle Altersklassen hinweg. Das ergab die bislang jünste Studie zu dieser Fragestellung der Beratungsgesellschaft Employer Telling von Oktober 2019 unter über 1.000 Personen, die in den beiden Jahren zuvor mindestens einmal ein Bewerbungsverfahren durchlaufen hatten. Besser sah es immerhin aus, wenn man den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern eine Liste mit zehn Siegeln für Arbeitgeber zeigte. Hier mussten nur noch 38,8 Prozent komplett passen. Das Ranking der laut Studie bekanntesten Arbeitgebersiegel könnten Unternehmerinnen und Unternehmer studieren, die per Arbeitgebersiegel die Personalsuche verbessern wollen. Doch das Arbeitgebersiegel allein macht den Betrieb nicht bekannter oder beliebter. Unternehmen müssen es bei der Personalsuche schon zielgerichtet und glaubwürdig einsetzen, um -mehr Interessenten zu gewinnen.
Reine Bewertungen nicht als Arbeitgebersiegel missverstehen
Die meisten Auszeichnungen oder Qualitätssiegel bekommen Arbeitgeber bereits dafür, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie in einer Befragung positiv bewerten. An Bedeutung gewonnen haben in dem Zusammenhang auch Bewertungsportale für Arbeitgeber, etwa Kununu, Glassdoor oder Jobvoting. Doch Aussagen solcher Portale und auch vermutlich mancher Arbeitgebersiegel aufgrund von Bewertungen sind mit Vorsicht zu genießen, berichtet die Süddeutsche Zeitung unter der Überschrift „Fünf Sterne für den Chef“. Demzufolge erkannte eine vom Arbeitgeber enttäuschte Werkstudentin am Ende ihres mehrmonatigen Einsatzes, wie es zu den für sie rückblickend viel zu guten Bewertungen gekommen sein dürfte – der Chef machte eine positive Kununu-Bewertung zur Bedingung für Arbeitszeugnis und Praktikumsbescheinigung. Daher sollten ausschließlich gute Bewertungen zurecht misstrauisch machen, ebenso wie sehr schlechte Bewertungen. Die können teils Rache enttäuschter Bewerberinnen oder Bewerber sein, wie das Onlineportal CIO berichtet. Diesen Zusammenhang sollten Unternehmerinnen und Unternehmer ins Kalkül ziehen, falls sie mit solchen Bewertungen für ihren Betrieb werben wollen.
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Arbeitgebersiegel: Überblick und Vergleich sind ganz wichtig
Dass aber ein Top-Arbeitgeber-Siegel deshalb gleich käuflicher Ramsch wäre und sich der Anbieter entschuldigt – dies ist nur Stoff für Aprilscherze unter Personalverantwortlichen. Einem solchen Scherz zufolge habe sich Focus dafür entschuldigt, „dass wir mit der Augenwischerei unseres Arbeitgeber-Siegels den Unternehmen einen Bärendienst erweisen und sie um die Chance bringen, wirklich in ein nachhaltiges, wirkungsvolles Recruiting zu investieren“, zitiert am 1. April das Onlineportal Personalmarketing 2.0 aus einer vermeintlichen Pressemitteilung. Ob dieser Aprilscherz gelungen ist, möge jeder und jede selbst beurteilen. Zumindest der Hinweis, dass Arbeitgebersiegel mit Vorsicht zu genießen sind, wird bedenkenswert begründet. Dies sollte dazu motivieren, möglichst nie ohne Übersicht und einen grundlegenden Vergleich ein Arbeitgebersiegel im Personalmarketing zu nutzen. Selbst das „Qualitätssiegel familienfreundlicher Arbeitgeber“ der Bertelsmann Stiftung könnte – abseits jeder Fragen der Seriosität – auch einfach nicht zum eigenen Unternehmen passen.
Ebenfalls mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist die Anregung von Persoblogger Stefan Scheller, sich ob der Unübersichtlichkeit des Marktes sein Arbeitgebersiegel einfach gleich selbst zu gestalten. „So brauchen Sie sich nie mehr auf die gestalterische Stilsicherheit von Arbeitgebersiegel-Anbietern verlassen.“ Diese „aufpreispflichtige (ja, was haben Sie denn gedacht?) Zertifizierung“ sei sogar mit Zusatz-Zertifizierung „Persoblogger approved“ erhältlich. Aber Spaß beiseite – PERSOBLOGGER.DE liefert wertvolle Informationen zum Thema Arbeitgebersiegel, die Unternehmen weiterhelfen dürften.
Audits und Auszeichnungen liefern gute Erkenntnisse
Auch kleinere Unternehmen können Nutzen aus einem Arbeitgebersiegel ziehen. Selbst wenn sie nicht sofort von Bewerberinnen und Bewerbern überrannt werden, und trotz Einschränkungen. Hilfreich sind Auszeichnungen für Arbeitgeber schon, indem diese bei der Beschäftigung mit dem Qualitätssiegel und seinen Anforderungen lernen, was Top-Arbeitgeber auf dem Markt ausmacht. Wer Erkenntnisse aus dem Wettbewerb um Auszeichnungen oder ein Arbeitgebersiegel bewusst umsetzt, erhöht die Erfolgschancen allein dadurch weiter. Wobei sich gegebenenfalls auch die Unternehmenskultur ändern muss, um ein Qualitätssiegel als familienfreundlicher Arbeitgeber oder als Top-Arbeitgeber zu erhalten. Dabei ist die Quintessenz der Audits vieler Arbeitgebersiegel ziemlich interessant. Der Schlüssel zur Schaffung einer vorbildlichen Arbeitsplatzkultur liegt nicht nur in speziellen Mitarbeitervergünstigungen, Programmen und Verfahrensweisen. Vielmehr ist die Kunst der guten Personalführung der Aufbau positiver Beziehungen am Arbeitsplatz, „die auf Vertrauen, Stolz und Teamgeist beruhen“, wie es „Great Place to Work“ formuliert. Also genau das, was kleinere Arbeitgeber sowieso bereits oft auszeichnet.
Jobsuchende durch Arbeitgebersiegel vom Betrieb überzeugen
Den größten Nutzen aus dem Arbeitgebersiegel dürften insbesondere jene Mittelständler ziehen, die durch die Beschäftigung damit nicht etwas nur lernen. Sondern die sich außerdem nicht scheuen, bei der Personalsuche alle ihre Vorzüge zu betonen, die tauglich für ein Qualitätssiegel als familienfreundlicher Betrieb sind oder die als eine Auszeichnung für gute Arbeitgeber dienen könnten – selbst ohne ein offizielles Siegel für Arbeitgeber. Audits durch Anbieter für Arbeitgebersiegel mit den dabei gestellten Fragen liefern gute Hinweise, was bei Auszeichnungen für Arbeitgeber wichtig ist. Haben Unternehmen das Arbeitgebersiegel dann, können sie es auf Karriere-Webseiten, Jobmessen und Stellenanzeigen hervorheben und so zusätzlich bei Bewerbern punkten. Denn auch das gehört zu einer durchdachten Personalstrategie, so wie durchdachtes Talent Management oder eine Strategie zur Mitarbeitermotivation.