Big Data – bei dem Wortpaar denke ich sofort an datenhungrige Konzerne wie Facebook, Google oder Amazon. Auf der CeBIT war es vergangenes Jahr ein Trendthema und steht auch dieses Mal wieder ganz oben auf der Agenda. Es geht um die Echtzeitauswertung von Daten, um Industrie 4.0, um den technisch effizienten und rechtlich korrekten Weg, mit Daten umzugehen – also um das Megathema Datability ganz allgemein. Hört sich eigentlich nicht so an, also ob der kleine Betrieb um die Ecke damit zu tun hätte, beispielsweise der Maler, Schreiner oder Installateur. Falsch. Auch für ein kleines Unternehmen kann Big Data eine gute Sache sein, wenn das Thema nur aus Sicht des eigenen Geschäftsmodells gedacht wird. Das zeigt das Beispiel der Zimmerei Oliver Hoffmann in Friedrichshafen, über die TRIALOG.tv schon ausführlich berichtet hat.
Hoffmann hat für sein Unternehmen das Datenmanagementsystem „Durchdacht“ entwickelt. In der Datenbank werden wichtige Informationen zum Haus eines Kunden sowie alle dort verbauten Teile gespeichert. Bei einer Anfrage oder Arbeiten vor Ort können der Firmenchef und seine Mitarbeiter sofort aufrufen, um was für ein Haus es sich handelt. Und dann Fotos sowie weitere Angaben – etwa über die Dachfenster – abrufen. Das erleichtert enorm die Suche nach Fehlern oder die Bestellung von Ersatzteilen. Mit dem Wissen aus der Datenbank kann Hoffmann außerdem über einen damit gekoppelten Konfigurator ein Angebot erstellen. Und dann die technischen Aspekte eines Auftrags so direkt aus der Datenbank heraus abwickeln.
Big Data kann das Tagesgeschäft enorm erleichtern
Wir reden hier über viele nützliche Daten, die sich quasi automatisch und ohne große Mühe mit jedem Auftrag sammeln und aktualisieren lassen – aber im Tagesgeschäft eine enorme Hilfe sind. So wird Big Data plötzlich zum Thema für Small and Medium Enterprises, wie kleine und mittlere Betriebe so schön auf Neudeutsch heißen. Wichtig für Sie als Firmenchef ist nur, die passende Lösung zum Datensammeln und -auswerten zu finden. Das kann eine Branchensoftware sein, das Produkt eines Spezialanbieters oder das selbst geschriebene Programm wie bei der Zimmerei Oliver Hoffmann. Der Lohn für so eine Investition ist vielfältig: eine Anfahrt weniger, um herauszufinden, was für die Arbeiten benötigt wird. Ein Auftrag mehr, weil Ihr Angebot schneller rausgeht und sehr konkret ist. Mehr Umsatz pro Kunde, weil Sie bei der Beratung auf den Punkt argumentieren und eine empfohlene Lösung aus der Datenbank heraus sofort visualisieren können. Klingt überzeugend, oder?
Gute Datenanalyse kann die Kundenbindung stärken
Big Data rechnet sich auch für kleine Betriebe – wenn der Firmenchef etwas über das Thema nachdenkt und einen Plan entwickelt. „Je genauer Mittelständler festlegen, für welche Ziele sie ihre Daten nutzen wollen, desto besser behalten sie die Kosten im Griff“, erklärt Rahild Neuburger, Dozentin an der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Geschäftsführerin des Münchner Kreises. Sinnvolle Zwecke gibt es jede Menge, sowohl für Verbesserungen der Abläufe im Unternehmen als auch für die Kundenbeziehung selbst.
Besprechen Sie aber den Datenschutz mit einem Anwalt
Dass Ihr Unternehmen wegen dieser Informationssammlung als Mini-Google wahrgenommen wird, brauchen Sie eher nicht zu fürchten. Sie stehen mit Ihrem Kunden im Kontakt und können das Vertrauen erwerben, Daten verantwortungsbewusst und in seinem Sinne zu verwenden. Umso wichtiger ist aber, dass Sie sich mit den Themen Datenschutz und Datensicherheit intensiv vertraut machen. Dies ist Voraussetzung für die Sammlung und Nutzung von Kundendaten. Ein Gespräch mit dem Rechtsanwalt zu juristischen Anforderungen von Big Data und die Beschäftigung mit IT-Sicherheit: Das gehört an den Anfang jeder Big-Data-Strategie. Mehr über das Thema finden Sie unter anderem im DsiN-Blog, dem IT-Sicherheitsblog für den Mittelstand, und bei DATEV.
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