Finanzierung & Förderung

Factoring bie­tet auch klei­nen Un­ter­neh­men gro­ße Vorteile

Factoring hat vie­le Vor­tei­le und emp­fiehlt sich da­her für al­le Un­ter­neh­men als Teil der Fi­nan­zie­rung. Die De­tails er­klärt der Steu­er­be­ra­ter. Denn die Kunst ist, aus di­ver­sen Fac­to­ring-Va­rian­ten das rich­ti­ge Mo­dell für das ei­ge­ne Un­ter­neh­men aus­zuwählen.

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Verzögern sich Zahlungen von Kunden, wird es für viele Betriebe finanziell rasch eng. Wegen hoher Außenstände verschieben sie dann etwa Investitionen, um nicht tief in den Kontokorrentkredit zu rutschen. Dabei gibt es für das Problem offener Rechnungen eine gute Lösung. Wegen seiner Vorteile sollte Factoring in jedem Unternehmen zu einem durchdachten Konzept für Finanzierung und Forderungsmanagement gehören. Die Erklärung von Factoring ist einfach: Ein Betrieb verkauft seine offenen Forderungen dem sogenannten Factor, einem Finanzdienstleister. Dieser überweist das Geld sofort. Er sichert das Unternehmen gegen den Verlust der Forderung ab und bietet gegebenenfalls neben Inkasso auch Buchführung und weitere Dienstleistungen. Dafür berechnet er eine Gebühr. Viele vertragliche Abstufungen sind möglich – auch für KMU. Unternehmen mit langen Zahlungszielen, ambitionierten Wachstumsplänen oder Kunden im Ausland sollten sich unbedingt dem Thema öffnen. Der Steuerberater oder die Steuerberaterin kennt die genaue Definition von Factoring und prüft, welche Angebote für das Unternehmen interessant sind.

Factoring gewinnt in Deutsch­land an Be­deutung

Die gängige Definition von Factoring lautet, es sei eine relativ günstige Alternative zur Finanzierung mit Absicherung und Dienstleistung für den Kunden – und zwar auch für Betriebe im Mittelstand. Im europäischen Vergleich ist die Quote der so abgesicherten Umsätze im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland zwar noch gering. Seit 2009 stieg sie hierzulande allerdings von vier Prozent auf 7,3 Prozent, so der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM). Factoringgesellschaften erkennen – anders als Banken – Außenstände als Sicherheit an. Daher ist der Finanzierungszins meist günstiger als sonst für Fremdfinanzierungen. Bei manchen Dienstleistern schlägt die Gebühr derzeit mit 0,7 Prozent oder weniger vom Rechnungsbetrag zu Buche. Das ist eine gute Erklärung dafür, warum sich dieses Finanzierungsinstrument auch für kleine Unternehmen anbietet und für sie immer interessanter wird.

Finanzie­rung lässt sich durch Factoring ver­bessern

Eine weitere Erklärung, warum Factoring an Bedeutung gewinnt, sind seine wichtigsten Vorteile als Bestandteil der Finanzierung. Es verschafft einem Betrieb nicht nur günstiger Liquidität und bietet eine Absicherung offener Forderungen. Gegenüber Krediten hat es den zusätzlichen Vorteil, dass es die Eigenkapitalquote verbessert. Mit der sieht es im Mittelstand insgesamt durchwachsen aus. Laut Creditreform hat im Frühjahr 2021 zwar immer noch jedes dritte Unternehmen eine solide Eigenkapitalquote von über 30 Prozent. Das ist weiterhin deutlich mehr als 2010. Allerdings sind mit 27,4 Prozent fast ebenso viele der befragten Mittelständler mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent stark fremdfinanziert. Creditreform hebt das Baugewerbe als besonders finanzschwach hervor. Branchenunabhängig gilt die Faustregel: Je kleiner das Unternehmen, desto niedriger erfahrungsgemäß auch die Eigenkapitalquote. Factoring löst also nicht nur ein Finanzierungsproblem, sondern verbessert zugleich die Startbedingungen für künftige Finanzierungen. Darum ist die Definition als die eines wichtigen Finanzierungsinstruments auch im Mittelstand gerechtfertigt.

Grafik zeigt zum Thema Liquiditätsmanagement die Eigenkapitalquoten im Mittelstand für die Hauptwirtschaftsbereiche

Factoring op­ti­miert das Wor­king Ca­pital Ma­nagement

Bei der Definition und Erklärung von Factoring sind aus Sicht der Unternehmen die bilanziellen Vorteile mit Blick auf das Eigenkapital ein ganz wichtiger Punkt. Laut einer Studie der Universität zu Köln wollen 30 Prozent der befragten Firmenchefs und Firmenchefinnen mit Factoring gezielt ihr Working Capital Management verbessern – und damit die Eigenkapitalquote. Ansonsten nutzt der Großteil der Unternehmen das Factoring nach dieser Studie wie erwartet zur Finanzierung. 86 Prozent der Befragten wollen die Liquidität sichern, 53 Prozent wollen sich vor Zahlungsausfällen schützen. 42 Prozent nannten die Wachstumsfinanzierung als Grund, warum sie das Instrument nutzen.

Unterneh­men soll­ten Tipps zum Factoring einholen

Bevor jemand auf Factoring setzt, empfiehlt es sich, den Steuerberater oder die Steuerberaterin um eine Erklärung zu bitten sowie detailliert die Vorteile zu besprechen. Es gibt nämlich diverse Varianten dieses Finanzierungsinstruments. Am gängigsten ist laut Branchenverband BFM das sogenannte Full-Service-Factoring. Dabei verkauft ein Unternehmen seine Forderung inklusive dem damit verbundenen Ausfallrisiko und lagert zugleich die Debitorenbuchführung sowie das Inkasso aus. Der Betrieb reicht alle oder einen Teil seiner Forderungen an einen Kunden unmittelbar dem Dienstleister weiter. Dieser überweist in der Regel sofort 80 bis 90 Prozent der Rechnungssumme. Der Rest gilt als Sicherheitseinbehalt und folgt, wenn der Kunde bezahlt hat oder – falls das Ausfallrisiko abgetreten ist – pleitegeht. Für Dienstleistung und Risikoübernahme berechnet die Factoringgesellschaft dann eine Gebühr.

Vorteile des Factoring hän­gen vom Ver­trags­um­fang ab

Der Vertragsumfang lässt sich mit der Factoringgesellschaft aushandeln. Standard ist das volle Paket. Zur Erklärung: Der Factor kauft die Forderungen an, finanziert sie dem Unternehmen vor und übernimmt auch damit verbundene Dienstleistungen sowie das Ausfallrisiko, die sogenannte Delkrederefunktion. Factoringdienstleistungen lassen sich in diversen Abstufungen nutzen. So sprechen Finanzexperten beispielsweise von unechtem Factoring, wenn der Betrieb selbst weiter haftet und damit die Delkrederefunktion außen vor bleibt. Als echtes Factoring laut Definition gilt nur, wenn der Factor das Ausfallrisiko trägt. Factoring kann „offen“ oder „still“ vonstattengehen – der Kunde bekommt also eine Information über den Forderungsverkauf durch das Unternehmen oder nicht. Im Insolvenzfall mutiert das vormals stille Factoring natürlich automatisch zum offenen Factoring, denn dann sind zur Abwicklung die Zusammenhänge offenzulegen. Der Steuerberater oder die Steuerberaterin hilft dem Unternehmen, die Vertragsform auszusuchen, die sich im individuellen Fall am besten als Bestandteil der Finanzierung eignet.

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Unternehmen bekom­men auch di­verse Dienst­leistungen

Wichtig sind beim Factoring die vertraglichen Abstufungen der Dienstleistungen. Verkauft ein Unternehmen seine Forderungen und Ausfallrisiken, wickelt Buchführung und Inkasso aber quasi treuhänderisch ab, heißt dies Inhouse- oder Bulk-Factoring. Hier ist bei Ausfällen oder Verzögerungen mehr Fingerspitzengefühl gegenüber dem Kunden möglich. Gerade Mittelständler wünschen dies oft. Denkbar ist auch das Gegenteil: Fälligkeits-Factoring. Dabei lagert ein Unternehmen zwar Buchführung und Inkasso aus und gibt gegebenenfalls das Ausfallrisiko ab. Es nutzt es so aber nicht zur Finanzierung – das Geld kommt erst, wenn die Rechnung fällt ist. Beim sogenannten Export-Factoring steht der Factor für Währungsrisiken ein und berät in grenzüberschreitenden Handelsfragen. Das sogenannte VOB-Factoring richtet sich speziell an Handwerksunternehmen. Auch Miet-Factoring zum Schutz vor einem Ausfall von Mieteinnahmen ist auf dem Markt erhältlich. Ins Gespräch mit dem Steuerberater gehört also auch eine Betrachtung der Vorteile für Finanzierung, Liquidität und Eigenkapitalquote sowie für die Abläufe im Unternehmen.

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Die Kos­ten kön­nen un­ter den ge­währ­ten Skonti liegen

Factoring ist für das Unternehmen natürlich nicht kostenlos. Die Factoringgebühr richtet sich nach Risiko und Vertragsumfang. Je nach Anbieter, Dienstleistungsumfang und Volumen unterscheiden sich die Kosten deutlich. Sie können von 0,1 bis 5 Prozent reichen und setzen sich üblicherweise aus Factoringgebühr, Zinsgebühr, Prüfgebühr sowie Delkrederegebühr zusammen. Unter dem Strich dürfte sich das Factoring als Bestandteil von Liquiditätsmanagement und Finanzierung aber stets für das Unternehmen lohnen. Viele Betriebe gewähren Skonto, wenn der Kunde schnell zahlt und das Geld rasch auf dem eigenen Konto landet. Doch dieses Skonto ist oft höher als die Gebühr, die beim Factoring fällig wäre – und dann sind noch diverse Dienstleistungen oder Sicherheiten inklusive. Wer es bei der Finanzierung nutzt, hat genug Geld auf dem Konto, um seinerseits Skonti zu nutzen. Oft sind die Gebühren auch dadurch schon bezahlt – den Schutz vor einem Forderungsausfall gibt es dann quasi gratis als Zugabe.

Über Factoring informiert auch das folgende Video.

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Midia Nuri

ist Wirtschaftsjournalistin. Sie schreibt vor allem über nutzwertige Unternehmerthemen rund um Betriebsführung oder auch Finanzielles und Steuerliches für verschiedene Branchenzeitschriften, wie etwa den kfz-Betrieb, Die Fleischerei, Der Freie Zahnarzt, Fahrzeug + Karosserie oder auch etwa Das Dachdeckerhandwerk. Außerdem ist sie Chefredakteurin eines Newsletters von BWRMed!a zum Thema Steuern und Bilanzierung. Zu Steuer- und Finanzthemen bloggt und twittert sie derzeit sporadisch unter lady-godiva-blog.de und twitter.com/LadyGodivaBlog.

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