An dieser Überschrift in der „FAZ“ bin ich hängengeblieben – und sie ist bei mir hängengeblieben: „Glückwunsch zum Fehler des Monats“. Es geht um das Hotel Schindlerhof bei Nürnberg. Der Hotelier und Coach Klaus Kobjoll ist dafür bekannt, seine Mitarbeiter erstens ernst zu nehmen, zweitens zu fördern und drittens zu begeistern – was sie ihm mit hoher Motivation danken. Der Text brachte diesen Ansatz gut auf den Punkt. Besonders schön finde ich Kobjolls Aussage, auf die sich die Überschrift bezieht: „Wenn jemand etwas Neues ausprobiert hat, das gefloppt ist, prämieren wir das, weil er etwas gewagt hat.“ Ich als Unternehmer würde nie sagen, dass ich Fehler gut finde – weder bei mir noch bei Mitarbeitern. Aber sie gehören zum Leben, Arbeiten und zur Führung. Jeder muss sich bemühen, aus Fehlern zu lernen. Ich kann mir jedoch kaum Tätigkeiten vorstellen, bei denen es ausschließlich darum geht, Fehler zu vermeiden. Der Preis dafür wäre Stillstand.
Bleiben Sie offen für interessante Anregungen
Stillstand – das ist etwas, das ich mir nicht vorstellen kann. Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln, und ich möchte mein Unternehmen weiterentwickeln. Darum bin ich so interessiert an Persönlichkeiten wie Klaus Kobjoll. Es geht nicht darum, ihre Erfolgsrezepte oder Ideen zu kopieren. Es geht darum, offen für interessante Lösungen zu bleiben. Informationen und Anregungen aufzunehmen. Sich mit aktuellen Entwicklungen zu beschäftigen wie auch mit Trends, die in eine fernere Zukunft weisen. Wer das tut, schafft ein solides Fundament für Entscheidungen. So tut man sich leichter, seinen eigenen Weg zu wählen und zu beschreiten.
Betrachten Sie Führung aus einer neuen Perspektive
In den vergangenen Monaten habe ich mich besonders mit zwei Unternehmern beschäftigt, die zum Thema „Führung“ beeindruckende Erfahrungen schildern sowie sehr überlegenswerte Fragen aufwerfen. Einer ist Boris Thomas, Geschäftsführer von Lattoflex. Er beschäftigt er sich – zumindest vordergründig – nicht mit harter Betriebsführung, sondern sehr allgemein mit weichen Themen wie Kreativität, Wertschätzung oder sogar Meditation. Aber sobald man in die Lektüre einsteigt und mitdenkt, wird klar: Das geht mich als Mensch und als Unternehmer an, damit sollte ich mich auseinandersetzen.
Haben Sie keine Angst vor einem Umdenken
Fast noch mehr beeindruckt hat mich Bodo Janssen, Geschäftsführer der Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG. Er hat sich und seine Organisation unter anderem in Form einer Mitarbeiterbefragung hinterfragt, mit einem schockierenden Ergebnis: Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen waren gut, die Stimmung der Beschäftigten aber im Keller. Was Janssen für eine Führung daraus gelernt hat, wie er das Ruder herumriss und mit dem Betriebsklima auch den unternehmerischen Erfolg auf eine ganz neue Ebene hob, schildern er und andere Beteiligte in seinem sehenswerten Film „Die stille Revolution“.

Es geht dabei um das Bewusstsein, dass die Wirtschaftlichkeit die Basis der Existenz ist, aber nicht der Sinn des Handelns. Unternehmensführung ist Menschenführung, das zeigen diese Beispiele sehr eindrucksvoll. Ich denke anders über meine Aufgaben als Firmenchef, seitdem ich meine Perspektive auf das Thema Führung erweitert habe. Vielleicht finden auch Sie zwischen den Jahren – oder in anderen ruhigen Momenten – die Gelegenheit für so einen Blick über den Tellerrand.