Marketing & Vertrieb

Onlineshops dürfen den Einzelhandel nicht ausbooten

Stefan Schnirch verkauft edle Schreibgeräte im Fachhandel sowie über ausgewählte Premium-Onlinehändler. Von dieser Synthese zwischen online und offline profitieren alle Beteiligten.

Teilen auf

LinkedIn Xing Whatsapp

In meinem Unternehmen werden seit 1918 Füllfederhalter, Kugelschreiber sowie Druck- und Drehbleistifte gefertigt. Dabei sägen, gravieren, montieren und polieren die Mitarbeiter weitgehend nach alter Handwerkstechnik mit der Hand. Bei Großmengen, die wir für andere Marken produzieren, kommen natürlich auch moderne Maschinen zur Teilefertigung zum Einsatz. Wir können handgefertigte Schreibgeräte mit alten Handwerkstechniken wie auch die Massenproduktion anbieten, wobei auch bei der Massenproduktion nach wie vor ein sehr hoher Anteil an Handarbeit notwendig ist. Inzwischen verkaufen wir auch über ausgewählte Onlineshops.

Interessenten wollen Produkte anfassen und ausprobieren

Schreibgeräte unter der Marke Waldmann sind aus massivem Sterlingsilber 925, die Füllfederhalter sind entweder mit einer Stahlfeder oder einer 18-karätigen Goldfeder bestückt. Luxusprodukte dieser Qualität kaufen viele Kunden nach wie vor bevorzugt beim stationären Fachhändler. Sie wollen die unterschiedlichen Modelle haptisch und optisch direkt vergleichen. Sie wollen fühlen, wie der Stift in der Hand liegt und wie sie damit schreiben können. Es ist aber festzustellen, dass der Verkauf über die Premium-Onlinehändler von Waldmann stetig steigt, weil unsere Onlinehändler ihre Kunden telefonisch beziehungsweise per Mail mit hohem Fachwissen beraten, da einige von ihnen neben den Onlineshops das stationäre Fachgeschäft betreiben. Für uns sind lebendige Innenstädte mit exklusiven Fachhändlern enorm wichtig, weil die Endverbraucher dort nach wie vor die größte Modellauswahl sowie eine kompetente Beratung vorfinden.

Facebook dient der Information und Diskussion mit Kunden

Leider haben viele Städte an Anziehungskraft verloren. Dass die Kunden aufgrund des Onlinehandels weniger ins Zentrum fahren, belegte jüngst eine Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln. Gleichzeitig ermittelten die Markt- und Meinungsforscher, dass die Konsumenten gerade Schreibwaren, Bekleidung, Optik sowie Wohnartikel eher in attraktiven Innenstädten als im Internet suchen. Generell gilt, dass viele Menschen sich eine Wahl zwischen Einkaufen im Geschäft und Shoppen im Internet wünschen. Darauf haben wir reagiert. Wir sind etwa auf Facebook präsent, was besonders wichtig im Hinblick auf unsere amerikanischen und asiatischen Kunden ist. Im sozialen Netz finden uns die Kunden und berichten über ihre Erfahrungen. Wir wiederum machen dort auf Events aufmerksam, beispielsweise auf Messen, wo wir ausstellen.

Keine eigenen Onlineshops, aber Premium-Onlinehändler als Partner

Sehr aufwändig ist unsere Website gestaltet. Dort stellen wir unsere Produkte bis ins Detail genau vor. Ein eigener Onlineshop ist jedoch bewusst nicht integriert. Bei direkten Kaufanfragen verweisen wir dann an den Fachhändler in nächster Nähe des Kunden. Beim Verkauf via Internet setzen wir auf unsere Premium-Onlinehändler, für deren Auswahl wir eigens eine Ausschreibung gestartet haben. Viele Händler wollten mit uns zusammenarbeiten, aber letztlich haben nur vier unsere Anforderungen erfüllt, die in einem sorgfältig erstellten Pflichtenheft stehen. Schwerpunkt dabei ist eine genaue Kenntnis der gesamten Produktpalette. Schließlich sollen auch Onlinekunden fachmännisch beraten werden. Außerdem legen wir Wert auf kurze Lieferzeiten. Bei uns in der Manufaktur beantworten wir Anfragen in spätestens 48 Stunden. Einen entsprechenden Service gewährleisten auch die Händler über ihre Onlineshops.

Monitor als Bindeglied zwischen realer und virtueller Welt

Unsere Partner mit Onlineshops betreiben auch eigene stationäre Fachgeschäfte. Die Kunden können sich dort an Monitoren über jene Schreibgeräte informieren, die gerade nicht vor Ort verfügbar sind. Sie werden bei dieser Onlinesuche, anders als alleine zu Hause auf dem Sofa sitzend, vom Fachpersonal beraten. Für mich ist das eine gute Möglichkeit, den stationären Fachhandel und den Onlinehandel zu verbinden. Denn die Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln macht deutlich, wie wichtig das innerstädtische Umfeld für den Vertrieb edler Produkte ist. Die Menschen wollen durch die Stadt bummeln, eine Tasse Kaffee trinken und den Einkauf genießen, mit Produkten in der Auslage zum Anfassen und Informationen zu weiteren Angeboten über den Monitor im Ladengeschäft.

Vita:

Stefan Schnirch leitet seit 2007 als persönlich haftender Gesellschafter die Geschäfte der Waldmann KG mit Sitz in Birkenfeld bei Pforzheim. Im Zeitalter von Internet, CNC-Fertigung und Massenproduktionen setzt das Traditionsunternehmen nach wie vor auf Handarbeit und Einzelanfertigung. Damit triff es den Nerv der Zeit.

  • Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
  • JaNein
  • Trialog-Newsletter

    Sie möchten künftig keine wichtigen Tipps für Ihr Unternehmen verpassen?
    Mit dem kostenlosen Newsletter halten wir Sie auf dem Laufenden.

  • Experten-Suche

    Mit dem richtigen Partner sicher durch die Corona-Krise kommen, Steuerberater helfen bei Konjunkturpaket und Überbrückungshilfen! Finden Sie auf DATEV SmartExperts den passenden Experten.

    Ich suche








  • Auf Facebook mitdiskutieren

    Sie möchten das Thema vertiefen?
    Dann werden Sie gerne Fan und beteiligen sich an der Diskussion auf unserer Facebook-Seite

    Jetzt DATEV-Fanpage besuchen

  • DATEV im Web
    YouTube LinkedIn