Marketing & Vertrieb

Blog, Facebook & Co. sind der Mundpropaganda-Turbo

Während die CeBIT das Social Business bereits zur Pflichtübung erklärt, empfinden viele Unternehmer die Beschäftigung mit Blog, Facebook und Twitter immer noch als Zeitverschwendung. Dabei profitieren kleine Betriebe vom Auftritt in den sozialen Medien, meint Malermeister Werner Deck.

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Anfangs habe ich den Sinn sozialer Medien nicht erfasst. Als das Thema vor Jahren aufkam, habe ich mir einen Twitter-Account zugelegt, um mir selbst ein Bild zu machen. Nach einer Weile habe ich den Zugang gelöscht – es schien mir nicht interessant zu sein. Dann meinte eine Geschäftsfreundin am Telefon, ich müsse unbedingt Facebook, Twitter und Xing nutzen. Sie klang dabei so überzeugend, dass ich – ich bin ein ungeduldiger Mensch und muss Dinge sofort tun – aufgelegt und gleich mit neuen Accounts bei Twitter und Facebook losgelegt habe, 2010 war das. Inzwischen weiß ich: Für mich ist der größte Vorteil sozialer Medien, dass ich mich dort mit meinem Unternehmen voll öffnen kann. Ich mag keine Werbung nach dem Motto „Wir sind die Tollsten und Besten“, aber ich nutze gern die Gelegenheit, uns darzustellen. Inzwischen auch mit einem zweiten Twitter-Account sowie einer Präsenz bei GooglePlus und Xing. Und einem Blog

Die Konkurrenz für soziales Engagement loben

Das Herzstück der Social-Media-Aktivitäten ist mein Blog. Dort erzähle ich, was mich und meine Mitarbeiter bewegt. Auf die Geschichten dort verlinke ich mit einer kurzen Headline bei Facebook oder Twitter. Oft geht es um den Unternehmeralltag, aber nicht nur. Neulich hatte ich ein Excel-Problem, für das ich um Rat gebeten habe. Man findet natürlich auch Referenzen und Dankesschreiben von zufriedenen Kunden. Vor allem aber mache ich über die Geschichten im Blog so etwas wie unsere innere Haltung transparent. Ich schreibe über Dinge, die ich wichtig finde. Das kann eine gute Nachricht über einen Konkurrenzunternehmer hier vor Ort sein, wenn mir gefällt, was er macht, zum Beispiel sein soziales Engagement. Oder wenn mich etwas ärgert: Bei mir hat mal ein Interessent ein Angebot erbeten. Angesichts der detailliert formulierten Bitte war mir sofort klar, dass sich bereits ein anderer Unternehmer intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, beraten und sicherlich auch schon ein Angebot unterbreitet hatte. Da wollte jemand das Knowhow des einen nutzen, um vom nächsten bessere Konditionen zu bekommen. Ich habe es abgelehnt, unter diesen Umständen ebenfalls ein Angebot zu machen. Darüber habe ich – natürlich wie immer anonymisiert – im Blog geschrieben.

Werner Deck in TRIALOG.TV

https://www.youtube.com/watch?v=Ecsx8ad_EOI#t=55

Jeder Unternehmer weiß, wie wichtig Mundpropaganda ist. Verglichen mit einem Holzkohlegrill, sind die sozialen Medien der Föhn, der die Kohle zum Glühen bringt. Es ist etwas anderes, wenn der Kunde Sie und Ihr Unternehmen über Ihr Firmenschild und Ihre Autos in der Nachbarschaft wahrnimmt statt über das Internet. Auf Ihr Auto und das Schild schaut man von außen, über die Geschichten hier im Blog dagegen in das Unternehmen hinein. Hinzu kommt, dass Sie als Unternehmer Empfehlungen, Lob und andere Mundpropaganda durch die Veröffentlichung multiplizieren können – deshalb vergleiche ich diese gern mit einem Föhn, der anheizt. Ein Mundpropaganda-Turbo.

Besser Kritik erfahren, als Kunden zu verlieren

Auf Facebook oder Twitter bin ich erst mal ganz vielen Beratern gefolgt in der Hoffnung, dass sie mir ebenfalls folgen und interessant finden, dass ich genau das tue, was sie ihren Kunden raten. Die Strategie ist aufgegangen. Ich halte mittlerweile Vorträge über die Vorteile der sozialen Medien für Mittelständler. Dabei höre ich von Unternehmern oft, dass sie Angst vor Kritik haben. Das halte ich für unbegründet. Es ist doch besser, ein Firmenchef sieht Kritik auf seiner Seite, als wenn ein Kunde der halben Stadt Schlechtes über den Betrieb erzählt – und er selbst davon nie etwas erfährt. So kann man wenigstens darauf reagieren und notfalls abhelfen. Trolle, die es natürlich hier und da gibt, disqualifizieren sich im Zweifel selbst.

Azubis finden Sie online leichter als offline

Die Vorteile für mein Unternehmen machen sich sicherlich bemerkbar – wobei ich sagen muss: Ich frage zwar immer unsere Kunden, wie sie auf uns aufmerksam geworden sind, aber ich führe keine Statistik darüber. Und es lässt sich vor allem oft auch gar nicht mehr klar sagen. Der Betrieb wurde 1917 gegründet – die Leute kennen uns teils schon sehr lange, bevor sie uns dann mal beauftragen. Mit einem allerdings tun wir uns durch Social Media heute tatsächlich leichter: mit der Suche nach Auszubildenden. Schon weil junge Leute die Online-Kanäle sehr aktiv nutzen und ein Unternehmer sie tatsächlich eher dort für sich interessieren kann als auf anderen Wegen. Mit einem meiner Auszubildenden habe ich alles – vom ersten Kontakt bis zum Termin für das Vorstellungsgespräch – komplett über Facebook abgewickelt.

Vita

Werner Deck leitet den 1917 gegründeten Familienbetrieb malerdeck GmbH in Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe in vierter Generation. Er beschäftigt neun Mitarbeiter und hat 1984 mit „Opti-Maler Partner“ das erste und nach eigenen Angaben erfolgreichste Franchise-System für Malerunternehmen initiiert.
Foto: Imago

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