Kolumne

Not macht erfinderisch

Unternehmen wollen ihren Betrieb sicher durch die Krise führen – eine schwierige Aufgabe, die mit dem Mut zu Innovationen leichter zu meistern ist. Aber die Bereitschaft zur Veränderung darf nicht im kurzfristigen Handeln stehen bleiben.

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Die gute Nachricht lautet: Die Mehrheit der deutschen Unternehmen will bei der digitalen Transformation aufs Tempo drücken. Eine aktuelle internationale Studie belegt, dass knapp die Hälfte der Befragten mehr Geld für Investitionen in diesem Bereich ausgeben will. 59 Prozent der deutschen Unternehmen wollen ihre Investitionen in Automatisierungstechnologien verstärken – und bei den geplanten Ausgaben für Data Analytics liegt Deutschland über dem internationalen Vergleichswert. Die weniger guten Nachrichten fördert die Untersuchung allerdings auch zutage: Der deutsche Mittelstand sieht sich selbst bislang nicht gut aufgestellt für künftige Krisen. Fast ein Viertel der Befragten kommt zu dem Schluss, dass sie den Anforderungen einer Krisensituation beispielsweise im Bereich der IT-Infrastruktur nicht gewachsen ist.

Mit Innovationen gut durch die Krise

Immerhin: Not macht erfinderisch, das gilt auch für die Corona-Krise. Vor allem die Betriebe, die mit immensen Umsatzeinbußen zu kämpfen haben, setzen auf Produkt- oder Prozessinnovationen – oder runderneuern ihr Geschäftsmodell. Leicht haben es hier solche Unternehmen, die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie regelmäßig auf Innovationen gesetzt haben. Ihre Routine führt nun dazu, dass sie nicht nur kurzfristig, sondern auch krisensicher agieren können.

Dieser Ansatz kann eine Blaupause für andere Mittelständler sein, die noch keinen geeigneten Kurs gefunden haben, um durch die Krise zu navigieren. Innovationen, gleich welchen Bereich sie im Unternehmen betreffen, sind immer eine Stellschraube, um das eigene Wirtschaften zu überprüfen und besser zu machen. Und die Krise gibt uns ausreichend Zeit, über die Aspekte nachzudenken, die das unternehmerische Handeln erschweren oder zumindest nicht zukunftsfähig sind. Aus diesem Grund setzen viele Firmen zurzeit auf Prozessinnovationen, beispielsweise in puncto Vertrieb. Aber auch das Hinterfragen des eigenen Geschäftsmodells und der Ausbau der eigenen Möglichkeiten ist eine innovative Variante, die aus der Krise helfen kann. Und die muss nicht immer teuer sein, wie die kreativen Ideen von Gastronomen in den vergangenen Monaten bewiesen haben – etwa die Eisdiele, die im Frühsommer zur besten Geschäftszeit nicht öffnen konnte und stattdessen einen Lieferservice mit Online- und App-Bestellmöglichkeiten anbot.

Innovationen: zu kurzer Atem?

Aber auch wenn einer KfW-Studie zufolge derzeit vor allem diejenigen Unternehmen auf Innovationen setzen, die von der Corona-Krise heftig mitgenommen sind, wäre es falsch, sich zurückzulehnen, weil man selbst nicht so stark betroffen ist. Im Gegenteil: Die aktuelle Situation bringt es mit sich, dass überall Schlaglichter auf die individuellen oder auch branchentypischen Problemzonen gerichtet werden. Insofern ist die Erkenntnis, dass die derzeitigen Innovationsprojekte in Unternehmen eher kurzfristig umsetzbare Vorhaben sind, durchaus besorgniserregend. Denn Fakt ist, dass die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen angespannt ist – und dies letztlich dazu führen könnte, dass grundlegende oder langfristige Innovationen nicht oder nicht mehr realisiert werden können. Die Krise ist aber nicht nur Treiber von Innovation, sie kann den Weg bereiten für notwendige Veränderungen. Und nur so sind Unternehmen stark genug, die nächste Krise zu bestehen.

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Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, CEO der DATEV eG. Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland. Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment. Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“

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