Kolumne

Kurzarbeit auf europäisch

Quer durch alle Branchen melden zahlreiche Unternehmen Kurzarbeit an. Andere europäische Staaten haben in der Corona-Krise dieses Instrument aufgegriffen. Die Ausprägung ist jedoch unterschiedlich gestaltet.

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Die Flutwelle, die mit der Corona-Krise über Unternehmen hereingebrochen ist, ist für viele Betriebe nur unter schwierigsten Bedingungen zu bewältigen. Um nicht vom Strudel mitgerissen zu werden oder womöglich unterzugehen, greifen immer mehr Firmen auf das Instrument der Kurzarbeit zurück. Der Durchschnitt quer durch alle Branchen lag im April laut ifo-Institut bei 50 Prozent. Besonders hart getroffen sind aufgrund des kompletten Shutdowns die Gastronomie und die Hotels, wo fast alle Betriebe auf Kurzarbeit angewiesen sind. Insgesamt wurden bundesweit bis Ende April für 10,1 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet.

Kurzarbeit: Instrument mit Tradition

So erschreckend diese Zahlen klingen – gerade auch im Vergleich mit der letzten großen Weltwirtschaftskrise 2008/2009: Kurzarbeit ist jetzt ein Mittel, um kurzfristig die wirtschaftliche Existenz zu sichern. Es gibt Berechnungen von Wirtschaftsverbänden, die davon ausgehen, dass ohne die Möglichkeit der Kurzarbeit die Wirtschaftsleistung noch viel heftiger schrumpfen könnte. Schon in der Vergangenheit hat Deutschland mit diesem arbeitsmarktpolitischen Instrument gute Erfahrungen gemacht – und international wurde das Mittel der Kurzarbeit als ein wesentliches Element von neuerlichen Aufwärtstrends in der deutschen Wirtschaft bewertet.

Grund genug für andere europäische Staaten, ähnliche Instrumente zu etablieren – entweder dauerhaft oder als krisenbedingte Überbrückung. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung hat in einer aktuellen Untersuchung die Regelungen in Europa miteinander verglichen. In einigen Nachbarländern haben Regelungen zur Kurzarbeit demnach längere Tradition – etwa in Belgien, Österreich und Italien. Aber gerade vor dem Hintergrund der Corona-Krise haben auch andere Staaten das Instrument aufgegriffen, um Unternehmen einen Weg aus der Krise aufzuzeigen. Dazu zählen beispielsweise Großbritannien, Irland und viele osteuropäische Staaten.

Europäische Unterschiede bei Berechnung und Dauer

Das Instrument selbst fällt jedoch landestypisch sehr unterschiedlich aus – sowohl in der Höhe als auch in der zeitlichen Begrenzung. Auch die Berechnung ist nicht überall gleich. Eine wesentliche Differenz ergibt sich hier daraus, ob das Brutto- oder das Nettoentgelt zugrunde gelegt wird. Länder wie Frankreich oder Portugal haben zusätzlich eine Untergrenze eingezogen, die durch den gesetzlichen Mindestlohn bestimmt wird. Wo auf den ersten Blick jedoch mehr Kurzarbeitergeld fließt, gibt es die Lohnersatzleistung in der Regel nicht so lange wie anderswo. Auch die Beteiligung der Arbeitgeber an den Kosten ist in Ländern wie Schweden und Dänemark, die bis zu 100 Prozent Kurzarbeitergeld gewähren, höher als in Staaten, die insgesamt weniger Leistung zahlen.

Der deutsche Gesetzgeber hatte bereits früh reagiert und den Zugang zur Kurzarbeit während der Corona-Krise erleichtert. Nun ist eine Erhöhung des Kurzarbeitergelds auf bis zu 87 Prozent des Lohnausfalls hinzugekommen – zeitlich befristet bis Jahresende. Wichtig ist, auch und gerade angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage: Das Ziel der Kurzarbeit ist, eine Brücke zu schlagen in bessere Zeiten. Arbeitsplätze zu erhalten statt Insolvenz anzumelden. Qualifizierte Mitarbeiter und Fachkräfte langfristig im Unternehmen halten zu können, statt irgendwann wieder von Null anfangen zu müssen. Und vor allem: gemeinsam mit den Beschäftigten eine Lösung zu suchen. Denn eines ist sicher: Nur gemeinsam schaffen wir es, gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen. Hören Sie auch den Podcast zum Thema Kurzarbeitergeld.

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Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, CEO der DATEV eG. Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland. Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment. Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“

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