Kolumne

Endlich offline? Zeit für digitale Pausen

Digitale Medien und Geräte sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ein kompletter Entzug, um Stress zu vermeiden, ist jedoch wenig sinnvoll. Wichtiger ist der bewusste Umgang.

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Bald ist Weihnachten – aber der neueste Fastentrend aus dem Silicon Valley hat nur bedingt etwas mit Lebkuchen, Marzipan und Christstollen zu tun. Dopamin-Fasten heißt das aktuelle Schlagwort und dabei geht es um sehr viel mehr als nur eine Auszeit zu nehmen: kein Handy, keine Musik, kein Essen, keine Gespräche – sogar Berührungen und Augenkontakte sind tabu. Für einige Stunden oder sogar mehrere Tage sind nur Spaziergänge und handschriftliche Notizen erlaubt. Ziel soll sein, alle Reize aus dem Alltag zu verbannen und zu sich selbst zu finden.  

Digitalisierung: Radikaler Verzicht wenig sinnvoll

Ob dieser Verzicht tatsächlich dazu führt, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist fraglich. Fachleute konstatieren, dass es zwar wichtig ist, im Leben digitalfreie Zonen zu schaffen. Aber wie in so vielen Fällen bringt der radikale Verzicht nur wenig, wenn Gewohnheiten nicht verändert werden. Studien zeigen, dass mehr als drei Viertel der Nutzer ihr Smartphone nie ausschalten. Eine Mehrheit legt das Gerät auch in der Freizeit höchstens eine Stunde am Tag außer Reich- und Hörweite. Laufend werden Mails abgefragt, auf blinkende Benachrichtigungen reagiert und mitten im Gespräch das Smartphone aus der Tasche gezogen, um zu schauen, ob man etwas verpasst hat.  

Smartphone: Bewussten Umgang lernen

Aber nicht die digitalen Helfer verursachen den Stress, sondern der Umgang damit. Digitale Pausen im Alltag bringen mehr als radikaler Verzicht. Auch Arbeitgeber sollten darauf achten und ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. Das heißt nicht, dass Sie im Unternehmen auf soziale Medien verzichten oder über das Wochenende den E-Mail-Server abschalten sollen. Digitale Hilfsmittel sind nützlich und ermöglichen Freiräume. Genauso wichtig ist es aber, andere Freiräume zu schaffen, in denen das Smartphone Sendepause hat. Beispielsweise bei Besprechungen, wo alle Handys in eine Ecke geräumt werden können. Oder in Projektphasen, wo der E-Mail-Client einfach mal ein paar Stunden geschlossen wird. Unternehmenskultur spielt hier eine Rolle – und Ihr Verhalten als Chef. Seien Sie also Vorbild und legen Sie smartphone-freie Zeiten ein. Sie können auch bestimmte Orte zu Tabuzonen erklären – oder beim gemeinsamen Essen in der Kantine oder beim Geschäftsessen auf den Blick aufs Handy verzichten.

Lassen Sie außerdem Ihre Mitarbeiter ihre Freizeit genießen. Gerade im Urlaub sind die Angestellten von ihrer Arbeitspflicht befreit, sie dürfen das Diensthandy ausschalten und müssen keine E-Mails lesen. Sowohl Ruhe- als auch Urlaubszeit sind dazu da, sich von den Belastungen der Arbeitszeit zu erholen. Eine ununterbrochene Erreichbarkeit ist damit nicht vereinbar – etwas, das sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer manchmal vergessen. Diesen neuen Umgang mit den digitalen Medien und Geräten müssen wir vielleicht erst noch lernen. Und welche Zeit wäre besser geeignet dafür, als die Weihnachtszeit: dafür Sorge zu tragen, etwas zur Ruhe zu kommen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen geruhsame Feiertage und ein frohes Weihnachtsfest!

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Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, CEO der DATEV eG. Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland. Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment. Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“

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