Kolumne

Wie geht es weiter in Großbritannien?

Unter dem gegenwärtigen britischen Premier Boris Johnson ist ein No-Deal-Brexit wahrscheinlicher geworden. Ohne Übergangsphase wäre Großbritannien damit Ende Oktober ein Drittstaat – mit gravierenden Folgen auch für den deutschen Mittelstand. Unternehmen sollten sich schnellstmöglich auf einen harten Brexit vorbereiten.

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Noch vor drei Jahren konnte sich kaum jemand in Kontinentaleuropa vorstellen, dass Großbritannien einmal nicht mehr EU-Mitglied sein könnte. Und noch vor einem Jahr dachten nur wenige darüber nach, dass Großbritannien dem verhandelten Austrittsabkommen nicht zustimmen würde. Nun ist das Worst-Case-Szenario wahrscheinlich geworden: ein Vereinigtes Königreich, das von heute auf morgen nicht mehr EU-Land sein wird. Spätestens im Oktober könnte dieser harte Brexit Realität werden, wenn es nach den Vorstellungen des derzeitigen britischen Premierministers Boris Johnson geht. Die Folgen sind derzeit noch unübersehbar, sollte Großbritannien, bislang in Handel und Wirtschaft eng mit dem Kontinent verbunden, zum Drittstaat werden. Ohne Freihandelsabkommen und ohne Übergangsphase.

Unternehmen sollten sich auf No-Deal-Brexit vorbereiten

Die derzeitige innenpolitische Debatte in Großbritannien über ein mögliches Misstrauensvotum und eine Übergangsregierung offenbart Unsicherheit, ob dieser Weg der richtige ist. Allerdings sollten sich Unternehmen hierzulande nicht darauf verlassen, dass sich die Dinge schon irgendwie zum guten Ende wenden werden bzw. der Brexit ein weiteres Mal verschoben wird. Auch wenn also noch nicht klar ist, welcher Art die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien künftig sind: Unternehmen sollten sich auf alles vorbereiten – und nicht warten, bis die Spielregeln für die Zeit nach dem Brexit feststehen. Denn die Zeit läuft ab.

Gespräch mit Kunden und Lieferanten in Großbritannien suchen

Stellen Sie sich also darauf ein, dass der No-Deal-Brexit kommt und bauen Sie Exportwissen auf. Machen Sie sich mit Zollanmeldungen vertraut und holen Sie Berater ins Boot, die über Know-How in puncto Drittstaaten-Geschäft verfügen. Prüfen Sie außerdem, ob die vorhandenen Kapazitäten Ihrer Export- und Versandabteilungen ausreichen, um die Importe und Exporte nach Großbritannien abzuwickeln. Und nicht zuletzt: Suchen Sie das Gespräch mit Ihren britischen Kunden und Lieferanten. Denn auch sie müssen sich rechtzeitig vorbereiten. Und auch sie wissen letztlich nicht, was auf sie zukommt. Verträge mit britischen Geschäftspartnern sollten daher kontrolliert und, wo nötig, nachverhandelt werden. Zum Beispiel bezüglich der Laufzeiten oder der Verteilung denkbarer Mehrkosten.

Wichtig ist, dass Sie die Möglichkeit eines harten Brexit ernst nehmen. Denn die Europäische Union lehnt es ab, das Ausstiegsabkommen mit Großbritannien nachzuverhandeln. Aber gleich welche Entscheidung die britische Regierung trifft: Die Geschäftsbeziehungen zwischen den Unternehmen werden bleiben – und im besten Fall auch die Turbulenzen eines No-Deal überstehen. Dieses Szenario gilt es jetzt zu gestalten.

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Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, CEO der DATEV eG. Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland. Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment. Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“

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