Kolumne

Der Familien­faktor

Bei dem einen Familien­unternehmen wird die Digi­talisierung zur Erfolgs­geschichte, bei dem anderen wird sie als Risiko­faktor wahr­genommen. Die Familie selbst kann beein­flussen, wohin die Reise für ihr Unter­nehmen geht.

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Wenn es um digitale Trends geht, ist die Sorge in Familienunternehmen oft groß, dass sich alles ändern soll – und nicht unbedingt zum Guten. Müssen jetzt alle unsere Produkte digitalisiert werden? Will unser Kunde überhaupt digitale Zusatzleistungen zu unserem Angebot? Und passen digitale Prozesse eigentlich in unseren Betriebsalltag? Wenn man einen Blick auf die vielen Familienunternehmen hierzulande wirft, wird schnell klar, dass eine allgemeine Antwort auf diese grundsätzlichen Fragen nicht möglich ist. Zumal die Strukturen durchaus unterschiedlich sind: Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen führen die Familienangehörigen die Firma, sind im Management vertreten und im alltäglichen Geschäft zuhause. In größeren Familienunternehmen wirken die Inhaber häufig eher im Hintergrund. Gemeinsam ist allen Familienunternehmen das „Wir“ – im Rückspiegel auf die eigene Erfolgsgeschichte und in der vorausschauenden Perspektive auf die nächste Generation. Und genau an dieser Schnittstelle setzen die Strategien an, die das Wittener Institut für Familienunternehmen an der Universität Witten-Herdecke für die Praxis entwickelt haben.

Digital Natives mit Nachfolgepotenzial

Denn es reicht angesichts der Sprünge innerhalb der digitalen Transformation nicht mehr aus, sich auf die Erfolgsrezepte der Vergangenheit zu verlassen. Selbst, wenn sie bis dato noch funktionieren. Denn die großen wirtschaftlichen Erfolge des vor-digitalen Zeitalters garantieren nicht, dass es auch so bleibt. Diese Einsicht, dass es ein „Weiter so“ nicht immer geben kann, prägt auch mögliche Generationenkonflikte innerhalb der Unternehmerfamilie. Studien belegen, dass in solchen Situationen häufig Kontroversen über Notwendigkeit und Potenzial der Digitalisierung entstehen. Vor allem dann, wenn zu der Nachfolgegeneration die sogenannten Digital Natives gehören, die ihrerseits auf diesem Gebiet einen Erfahrungsvorsprung haben – ein Vorteil, den bei der Unternehmensnachfolge bisher generell die Senior-Generation auf ihrer Seite hatte.

Digitalisierung in das unternehmerische Wertesystem integrieren

Um hier Brüche in der Unternehmerfamilie zu vermeiden und den digitalen Wissensvorsprung zum Erfolgsfaktor zu machen, sollten beispielsweise Teile der jüngeren Generation mit digitaler Expertise frühzeitig in Projekte und Management eingebunden werden. Aber es ist auch ratsam, dass sich die Familie insgesamt – etwa mit Blick auf das eigene Wertesystem und die zukünftige Ausrichtung – auf einen gemeinsamen Rahmen verständigt. Mit solchen Orientierungspunkten ausgestattet, kann beispielsweise eine Stabsstelle für Digitalisierung eingerichtet werden – kompetent, aber ohne Kontrollverlust für die Unternehmerfamilie. Insgesamt zählt vor allem eines: mehr Offenheit gegenüber den Möglichkeiten der Digitalisierung für das eigene Unternehmen. Dazu gehört, Altes zu überdenken, Veraltetes über Bord zu werfen und zugleich Traditions- und Identitätsstiftendes zu erhalten. Digitalisierung muss nicht alles neu machen. Sie sollte Teil der Unternehmenskultur werden.

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Prof. Dr. Robert Mayr

Diplom-Kaufmann, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, CEO der DATEV eG. Die Genossenschaft gehört zu den größten Softwarehäusern und IT-Dienstleistern in Deutschland. Seine Themen: #DigitaleTransformation, #DigitalLeadership #Plattformökonomie und #BusinessDevelopment. Seine These: „Die digitale Transformation ist keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“

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