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Bitcoin: erst informieren, dann investieren und spekulieren

Der Bitcoin erreicht neue Höchstkurse. Anleger nutzen das Kryptogeld zur Spekulation, Unternehmer akzeptieren es als Zahlungsmittel. Was Sie über die elektronische Währung wissen müssen.

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Dumm gelaufen. 2013 entsorgte ein Brite seinen Computer und übersah, dass darauf 7.500 Bitcoins gespeichert waren, die er 2009 aus Spaß errechnet hatte – Wert damals fast nichts, 2013 schon fünf Millionen Euro, heute rund 75 Millionen. Angeblich sucht der Mann immer noch das alte Gerät. Dieses Beispiel zeigt: Was gestern noch als Spielerei galt, kann morgen schon Big Business sein. Viele sehen in Kryptowährungen wie Bitcoin das Geld der Zukunft. Ökonomen beschäftigen sich intensiv mit dem Thema. Händler akzeptieren im Internet ebenso wie an der Kasse den Bitcoin als Zahlungsmittel. Anleger tauschen Euro in Kryptogeld und erhoffen sich hohe Kursgewinne. Bald könnten an offiziellen Wertpapierbörsen sogar Exchange Traded Funds (ETF) gekauft und verkauft werden, die Kryptowährungen enthalten. Und einige findige Investoren betreiben riesige Rechnerfarmen, um Geld dadurch zu verdienen, dass sie neue Bitcoins errechnen.

Unternehmer sollten Funktionsweise von Bitcoin verstehen

Wer Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren oder damit spekulieren will, sollte aber ungefähr wissen, wie Kryptogeld funktioniert, damit er Chancen und Risiken abwägen kann.

Kryptogeld: Weltweit gibt es 1.300 Kryptowährungen mit einem Marktwert von 325 Milliarden US-Dollar, am bekanntesten ist Bitcoin. Im Gegensatz zu nationalen Zahlungsmitteln sind sie nicht von Notenbanken kontrolliert und als Scheine oder Münzen in Umlauf gebracht. Sie existieren nur als kryptografisch abgesicherte – also extrem gut verschlüsselte – Protokolle, dezentral gespeichert auf zahlreichen via Internet verbundenen Rechnern.

Geldschöpfung: Die maximal durch das System errechenbare Anzahl an Währungseinheiten ist durch die Programmierung festgelegt. Möglich sind höchstens 21 Millionen Bitcoins. Sie entstehen durch die Berechnung neuer Blöcke für die sogenannte Blockchain, in der alle Transaktionen gespeichert sind. Wer einen gültigen Block schafft, erhält die neuen Bitcoins. Dafür muss er aber enorm leistungsfähige Rechner mit einem unvorstellbaren Stromverbrauch einsetzen.

Blockchain: Alle Überweisungen werden hintereinander erfasst und bilden eine Kette aus zahllosen Geldtransfers, die Blockchain. Für die Eintragung ist eine Gebühr fällig. Je höher sie ausfällt, umso schneller wird eine Transaktion in die Blockchain übernommen. Bestenfalls ist eine Zahlung binnen zehn Minuten dokumentiert – so schnell wird die Blockchain regelmäßig aktualisiert. Die Gebühr soll das System auch finanzieren, wenn sich keine neuen Bitcoins mehr berechnen lassen.

Sicherheit: Jede finanzielle Transaktion wird mit dem persönlichen Schlüssel authentifiziert. Er ist quasi fälschungssicher, muss aber auch ganz sicher aufbewahrt und mit Bedacht eingesetzt werden: Wer jemandem Geld schickt, kann es nicht zurückholen. Da alle Transaktionen – aber nicht Informationen über die beteiligten Partner oder den Inhalt eines Geschäfts – öffentlich zugänglich auf allen Rechnern im Netzwerk gespeichert sind, ist die Manipulation einer Zahlung ausgeschlossen.

Viele Einsazumöglichkeiten für Bitcoin

Einsatzmöglichkeit: Im Zahlungsverkehr lassen Bitcoins sich nutzen, wenn beide Partner sich darauf einigen und entsprechende Programme auf ihrem Rechner oder Smartphone haben. Selbst manche Einzelhändler akzeptieren das Kryptogeld. Den Tausch von Bitcoins in Euro wickeln Onlinebörsen oder Einzelpersonen gegen eine Transaktionsgebühr ab – wie eine Wechselstube am Flughafen, wo man den Euro in die Währung des Urlaubslandes tauscht.

Kursentwicklung: Der Wert des Bitcoin ist 2017 explodiert, von gut 1.000 auf derzeit 12.000 Euro. Es handelt sich um Börsenkurse, die nur aus Angebot und Nachfrage entstehen. Sie sind nicht – wie Aktien – durch physische Werte eines Unternehmens gestützt. Es gab schon viele Spekulationsblasen und Kurseinbrüche. Etabliert sich der Bitcoin, sind weitere Kurssteigerungen zu erwarten, da die Anzahl der Einheiten durch die Programmierung begrenzt ist.

Wichtig für Unternehmer: Wer Bitcoins im geschäftlichen Zahlungsverkehr nutzen will, muss den Kurs im Auge behalten und gut kalkulieren, was sein Produkt in Euro wert ist, denn die echten Kosten plus Gewinnmarge gilt es einzuspielen. Wer Kryptogeld nicht regelmäßig nutzt, sollte überlegen, wie schnell er es in Euro tauscht, um seine Rechnungen in der offiziellen Währung zu begleichen, bevor der Wechselkurs sich eventuell verschlechtert. Und: Wer mit Bitcoin zahlt, bevor die bestellte Ware da ist, geht ein enormes Risiko ein – die Überweisung lässt sich nicht rückgängig machen.

Steuern: Das Finanzamt behandelt Kryptowährungen wie ausländische Währungen. Wer Rechnungen zahlt, muss den Umrechnungskurs am Tag der Transaktion beachten. Auch daher kann es sinnvoll sein, Bitcoin-Einnahmen rasch in Euro zu tauschen, um Währungsverluste zu vermeiden. Dies sollte ebenso mit dem Steuerberater besprochen werden wie die Frage, ob sich Transaktionen durch Finanzinstrumente absichern lassen. Umsatzsteuer fällt wie bei normalen Geschäften an.

Auch Bitcoin-Spekulation unterliegt der Steuer

Geldanlage: Auch wer privat in Bitcoin investiert, sollte mit dem Steuerberater klären, wie Gewinne gegenüber dem Finanzamt zu deklarieren sind und welche Steuerforderungen sich ergeben könnten. Der Markt für Kryptogeld mag unreguliert sein und keiner staatlichen Kontrolle unterliegen – das Ergebnis seiner wirtschaftlichen Nutzung interessiert den Fiskus schon.

Übrigens: Alle Welt redet über Bitcoin. Ebenso wichtig aber ist vor allem für Unternehmer die Technologie dahinter, nämlich die Blockchain. Sie könnte die Basis etwa für neue Sharing-Modelle oder andere Arten der Kooperation in der Wirtschaft bilden – getreu dem Motto: Vertrauen ist digitalisierbar.

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Frank Wiercks

ist Mitglied der Redaktion von TRIALOG, dem Unternehmermagazin für Mittelständler, Selbständige und Freiberufler. Außerdem arbeitet er für verschiedene Wirtschafts- und Managementmagazine. Zuvor war er unter anderem Chefredakteur von handwerk magazin und Markt und Mittelstand.

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